Luxemburg. Mehr Sprotten, deutlich weniger Heringe: Dies sehen die neuen Fangmengen für die Ostsee vor. Die Umweltschützer bleiben skeptisch.

Deutsche Fischer dürfen im kommenden Jahr deutlich weniger Hering aus der westlichen Ostsee ziehen als noch 2017. Die dort erlaubte Fangmenge werde um 39 Prozent gesenkt, wie der estnische Minister Siim Kiisler am Dienstag in Luxemburg nach der Entscheidung der zuständigen EU-Minister mitteilte.

Estland hat derzeit den Vorsitz unter den EU-Staaten inne. Die Fangquoten für den für Deutschland ebenfalls wichtigen Dorsch in der westlichen Ostsee bleiben demnach unverändert.

Gekürzt wird auch bei Dorsch und Scholle

Beim östlichen Dorsch verständigten sich die Minister nach den rund 20-stündigen Verhandlungen darauf, die erlaubte Fangmenge 2018 um acht Prozent zu senken. Einschränkungen gibt es auch bei Scholle (-10 Prozent) sowie bei Lachs (-5 Prozent) in der gesamten Ostsee. Erhöht werden hingegen die erlaubten Fangmengen für Hering in der zentralen Ostsee um 20 Prozent und für Sprotte in der gesamten Ostsee um ein Prozent.

In jedem Jahr legen die EU-Fischereiminister die sogenannten zulässigen Gesamtfangmengen fest. Die EU-Kommission gibt dafür vorab Empfehlungen auf der Grundlage wissenschaftlicher Gutachten, in denen der Zustand der einzelnen Bestände untersucht wurde. In den Verhandlungen geht es dann darum, Kompromisse zwischen den Interessen der Fischfangindustrie und dem Schutz der Fischbestände zu finden.

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    Aalfangverbot kommt doch nicht

    In diesem Jahr hatte die EU-Kommission zudem ein Aalfangverbot in der Ostsee gefordert. Dies nahmen die Minister allerdings nicht an. Stattdessen soll beim nächsten Treffen im Dezember nach einer gesamteuropäischen Lösung zum Schutz des Aals gesucht werden.

    „Die notwendigen Quotenkürzungen sind schmerzlich für die deutschen Ostseefischer. Aber: Nur gute Bestände sichern langfristig die wirtschaftliche Perspektive der Ostseefischerei“, sagte Bundesminister Christian Schmidt (CSU). „Mit der heutigen Entscheidung leisten wir einen Beitrag zur weiteren Erholung der Bestände und zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Ostsee.“

    Umweltschützer: Bestände sind in Gefahr

    Ostseefischerei ist ein hartes Geschäft.
    Ostseefischerei ist ein hartes Geschäft. © dpa | Jens Büttner

    Die Naturschutzorganisation WWF zeigte sich hingegen kritischer. „Die Situation der deutschen Brotfische in der westlichen Ostsee ist besorgniserregend. Bei den hauptsächlich von Deutschland und Dänemark bewirtschafteten Beständen von Dorsch und Hering haben die Minister die Bestandserholung bisher nicht in den Griff bekommen“, sagte WWF-Fischereiexpertin Stella Nemecky. „Die diesjährige Entscheidung ist zwar ein guter Schritt, wird aber das Ziel der Fischereipolitik, bis 2020 gesunde Bestände zu erreichen, verfehlen.“

    Mit den Gesamtfangmengen wird bestimmt, wie viel Fisch von einem bestimmten Bestand in einem jeweiligen Jahr gefangen werden darf. Die Gesamtfangmengen werden unter den EU-Staaten dann als nationale Quoten verteilt. Wenn das in einer Quote erlaubte Kontingent ausgeschöpft wurde, darf das jeweilige Land dort vorübergehend keine Fische mehr fangen.

    Im Dezember wird voraussichtlich über die Fangquoten für die Nordsee und den Atlantik für das kommende Jahr entschieden. (dpa)

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