Frankfurt/Main. Vor der Übernahme von Monsanto durch Bayer gibt es neue Vorwürfe gegen den US-Saatgutkonzern. Der Gewinn steigt trotzdem immer weiter.

Es läuft offenbar gerade gut für den US-Saatgutkonzern Monsanto. Zumindest die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2016/17 legen das nahe und in der Chefetage von Bayer werden sie wohlwollend aufgenommen haben, dass der Gewinn der Amerikaner steigt. Deutschlands größter Pharmakonzern arbeitet daran, den US-Konzern für 66 Milliarden Dollar (56 Milliarden Euro) zu übernehmen und zur Nummer eins der Agrarchemie-Welt aufzusteigen. Da helfen gute Zahlen. Anderes wird eher ausgeblendet – das schlechte Image Monsantos etwa. Das könnte sich aber noch als bittere Pille erweisen.

Am Mittwoch etwa kam aus Frankreich die Nachricht, die Eltern eines zehnjährigen Jungen wollten Monsanto vor Gericht für die Behinderung ihres Kindes verantwortlich machen. Der Junge leidet unter einer Fehlbildung von Speiseröhre und Kehlkopf und muss deshalb seit seiner Geburt künstlich beatmet werden. Daran soll das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat schuld sein, eines der Spitzenprodukte von Monsanto. Die Mutter des Jungen hatte zu Beginn der Schwangerschaft im Sommer 2006 nach eigenen Angaben Glyphosat eingeatmet. Es gebe in Argentinien ähnliche Missbildungen.

Der Konzern will Nutzpflanzen gentechnisch verändern

Zudem macht ein Teil der Kundschaft Front gegen Monsanto, und zwar daheim, in Amerika. An der Grenze zwischen Arkansas und Missouri, einem Landstrich mit ausgedehnten landwirtschaftlichen Flächen, ist offenbar ein heftiger Streit unter Farmern entbrannt. Diesmal geht es nicht um Glyphosat, sondern um Dicamba, einen Unkrautvernichter. Dicamba erledigt allerdings auch Nutzpflanzen – außer sie stammen aus gentechnisch verändertem Saatgut von Monsanto.

Die Idee des Konzerns: Nutzpflanzen so gentechnisch zu verändern, dass Dicamba ihnen nichts anhaben kann. Es kann also eingesetzt werden, um – wie in diesem Fall – Gestrüpp zu bekämpfen. Monsanto kann den Bauern zwei Produkte verkaufen, das Saatgut und das Unkrautgift. Doch wird das Gift auf benachbarte Felder geweht, auf denen nicht-resistente Pflanzen wachsen, kann es zu großen Schäden kommen. Denn diese Nutzpflanzen sterben ebenfalls.

Nach Recherchen der University of Missouri sollen im ganzen Land mehr als eine Million Hektar Sojabohnen-Felder durch Verwehungen mit Dicamba verseucht sein. Nach diesen Berichten behauptet Monsanto, das Mittel könne nur bei falscher Anwendung auf falsche Flächen gelangen. Danach sind also die Farmer schuld. Doch die betroffenen Landwirte fordern Schadenersatz. In Arkansas wird darüber nach einer öffentlichen Anhörung am 8. November entschieden.

Gewinn von 2,26 Milliarden Dollar im Geschäftsjahr 2017

Als Monsanto am Mittwoch seine Bilanz für das vierte Quartal und damit für das gesamte Geschäftsjahr 2016/17 vorlegte, war von alldem in den offiziellen Texten nicht die Rede. Vielmehr berichtete Monsanto, allein das Segment „Saatgut und Gentechnik“ habe ein Rekordjahr hinter sich und 10,9 Milliarden Dollar (9,33 Milliarden Euro) umgesetzt. Im Bereich Sojabohnen etwa sei der Bruttogewinn binnen Jahresfrist um 35 Prozent gestiegen. Im vierten Quartal, das im August endete, dreht Monsanto einen Vorjahresverlust von 191 Millionen Dollar in einen Gewinn von 20 Millionen Dollar.

Insgesamt wies Monsanto für das Geschäftsjahr 2017 einen Gewinn von 2,26 Milliarden Dollar aus nach 1,336 Milliarden Dollar im vorangegangenen Jahr. Der Kurs der Bayer-Aktie stieg nach den Monsanto-Zahlen. Die Übernahme soll Anfang 2018 abgeschlossen sein. Um sich dafür finanziell zu rüsten, hat Bayer dieses Jahr schon mehrfach Aktien der ehemaligen Kunststoffsparte Covestro verkauft.