Berlin. Verbraucherschützer empfehlen bei Autoversicherungen Preisvergleich und Anbieterwechsel. Doch viele Kunden bleiben ihrer Police treu.

Bei der Autoversicherung steht die alljährliche Wechselsaison an. Bis Ende November haben Fahrzeughalter Zeit, ihre bisherige Police zu kündigen und einen günstigeren Tarif zu suchen. Der Branchenverband hat bereits Preiserhöhungen angekündigt. „Wenn Versicherungen teurer werden, müssen sich die Verbraucher wehren“, sagt Hermann Tenhagen, Chef des Verbraucherportals Finanztip.de. Die Möglichkeiten dafür sieht der Experte in einer genauen Auswahl der Kriterien, die für die Preisgestaltungen der Haftpflicht- oder Kaskopolicen maßgeblich und variabel sind.

Allein die Umstellung der Bezahlung auf eine jährliche statt monatliche Überweisung kann zu einer durchschnittlichen Beitragsentlastung von fast zehn Prozent führen. Einer repräsentativen Umfrage von Finanztip zufolge entrichtet noch fast jeder zweite Versicherte seinen Beitrag in Monatsraten. „Allein dadurch landen hochgerechnet jährlich mehr als 590 Millionen Euro zu viel in den Kassen der Versicherer“, rechnet Tenhagen vor.

Viele Autofahrer bleiben ihrer Versicherung treu

Die Versicherungsexpertin des Portals, Annika Krempel, hat zudem weitere Einsparpotenziale entdeckt, die bei einem Wechsel der Versicherung oder des Tarifs zum Tragen kommen. Wichtig ist beispielsweise die Zahl der Fahrer, die das Auto nutzen. Fährt nur der Besitzer oder dazu noch die Partnerin, kommt der Versicherte am günstigsten davon. Soll das Auto einer unbestimmten Zahl von Fahrern zur Verfügung stehen, verdoppelt sich die Prämie.

Noch immer bleiben viele Autofahrer ihrer Versicherung treu, auch wenn sie zu viel bezahlen. „Ein Drittel hat noch nie gewechselt“, sagt Krempel. Bei dieser Gruppe sei das Sparpotenzial am höchsten. So kosten die günstigsten Versicherungsangebote im Jahr etwa 30 Prozent weniger als der Mittelwert aller Offerten. „Für die Autofahrer bedeutet das Preisunterschiede von 200 Euro“, sagt der Chef des Verbraucherportals Verivox, Wolfgang Schütz.

Manche Versicherungen lassen sich nicht mehr von Online-Portalen listen

Es ist allerdings nicht ganz leicht, das beste Angebot zu finden. So ermittelte Finanztest, dass auch die Vergleichsportale im Internet Schwächen haben und nicht immer die besten Tarife finden. „Verbraucher sollten auf zwei Portalen suchen“, rät Krempel. Alternativ könnten Tarife auch bei einem Portal und ergänzend bei einem der Direktversicherer erfragt werden.

Auf diesem Weg gelang es den Testern von Finanztip, die durchschnittliche Abweichung der Angebote vom besten Preis am Markt auf weniger als vier Prozent zu senken. „Das beste Ergebnis bei unseren Profilen war die Kombination von Check24 und Verivox“, berichtet die Expertin. Ob die Vergleichsportale auch zukünftig einen weitgehenden Preisüberblick liefern können, steht infrage. Denn manche Versicherungen lassen sich nicht mehr von den Portalen listen. Jüngstes Beispiel ist die HUK-Coburg, die in dieser Woche ihren Rückzug verkündet hat.

Unternehmen bauen ihre Versicherungsbausteine weiter aus

Die größte Autoversicherung des Landes ist mit den hohen Provisionen bei Vertragsvermittlungen unzufrieden und wirft den Portalen zudem mangelnde Transparenz vor. So stünden bei der Auswertung oft Produkte ganz vorne, die nur eine abgespeckte Version des Versicherungsschutzes böten, kritisiert die HUK. Zuvor hatten schon die Direktversicherungen HUK24 und Hannoversche Direkt auf eine Listung verzichtet.

Krempel sieht im Rückzug einen Trend. Ein weiterer bestehe darin, dass Unternehmen ihre Versicherungsbausteine immer weiter ausbauen, was einen Leistungsvergleich erschwert. „Es wird immer unübersichtlicher“, befürchtet sie. Verivox geht hingegen nicht davon aus, dass die Anbieter zunehmend auf den Vertrieb über Vergleichsportale verzichten. „Wir haben über 50 Versicherungen“, sagt Sprecher Toralf Richter. Auch weiterhin werde Verivox deshalb vier der fünf besten Anbieter auflisten können.