Berlin. In der Lehre kann Vieles schiefgehen. Der Berliner Bewerbungscoach Sven Emmrich erklärt, wie man im Ausbildungsbetrieb gut ankommt.

Diplomkaufmann Sven Emmrich ist Anbieter der Seite gratis-bewerbungscoach.de. Wir sprachen mit ihm darüber, wie Auszubildende die ersten Tage im Berufsleben bewältigen.

Herr Emmrich, viele junge Menschen haben Respekt vor ihrem ersten Arbeitstag, manche vielleicht sogar Angst. Wie machen sie einen guten ersten Eindruck?

Sven Emmrich: Um den Druck gleich einmal ein wenig herauszunehmen: Den ersten Eindruck haben sie schon lange Zeit vor dem ersten Arbeitstag hinterlassen – mit ihren Bewerbungsunterlagen und beim Bewerbungsgespräch in der neuen Firma. Das sollten sich Berufsneulinge vor Augen halten.

Dann ist der erste Arbeitstag also gar nicht so entscheidend für einen guten Start?

Emmrich: Doch, natürlich. Als neuer Mitarbeiter trifft man ja nicht nur die Kollegen aus dem Bewerbungsverfahren, sondern viele neue Gesichter. Es gibt ein paar Klassiker, die am ersten Tag zu berücksichtigen sind. Ganz vorn: pünktlich sein. Das heißt, etwa eine Viertelstunde vor Arbeitsbeginn da sein. Wird in der Firma in Gleitzeit gearbeitet, sollte man sich im Vorfeld informieren, wann man erwartet wird.

Bewerbungscoach Sven Emmrich
Bewerbungscoach Sven Emmrich © Petra Lang | Petra Lang

Es ist auch gut, sich über den Dresscode zu informieren. „Overdressed“ sein, etwa schicker als der Chef auftauchen, kann eine negative Wirkung haben. Außerdem sollte man klären, wie sich die Mitarbeiter anreden: Wird gesiezt oder geduzt? Hier gilt es, die Firmenkultur zu studieren und einen Fauxpas zu verhindern. Viele dieser Informationen lassen sich vorher über das Personalbüro oder direkt beim künftigen Vorgesetzten erfragen. Da sollte man keine Scheu haben.

Wie sollten Azubis auftreten? Manche sind ja eher schüchtern, andere forsch .

Emmrich: Früher war klar: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Heute wollen Auszubildende oft möglichst sofort einen „Impact“, also eine Wirkung ihrer Arbeit sehen. Damit überfordern sich viele und ecken an. Im Extremfall kann es dadurch sogar zum Abbruch der Ausbildung kommen. Schüchterne Azubis sollten somit nicht zu hart zu sich selbst sein, forsche Azubis nicht zu hart mit ihrer Umwelt ins Gericht gehen.

Beide sollten sich bewusst machen, dass am Arbeitsplatz verschiedene Generationen aufeinandertreffen, die voneinander lernen können. Eine lernende Geisteshaltung hilft dabei, sich auf das neue Umfeld einzustellen.

Ein guter Weg, sowohl für eher forsche als auch schüchterne Azubis, ist, sich eine Art Mentor im Betrieb zu suchen. Jemanden, der einem Feedback gibt, wenn man verunsichert ist, und die vielen Fragen beantwortet, die man vielleicht hat. Das heißt auch, nicht nur unter seinesgleichen zu bleiben und bei Problemen über „die da oben“ zu meckern. Stattdessen gilt es nachzufragen, wenn man festhängt, und Hilfe anzunehmen.

Gibt es einen Trick, um sich die vielen neuen Namen zu merken?

Emmrich: Ich empfehle in meinem Coaching, sich Namenspaten zu überlegen. So nach dem Motto: Mein neuer Kollege Tobias erinnert mich an einen anderen Tobias, den ich schon lange kenne, oder Frau Schulze hieß auch meine Deutschlehrerin. So kann man sich viele neue Namen auf einmal merken.