Thessaloniki. Alexis Tsipras will künftig die Fehler der Vergangenheit vermeiden. Ab 2018 soll sich das Land wieder am Kapitalmarkt refinanzieren.

Griechenland schlägt ein neues Kapitel auf – das ist die Botschaft, die Premierminister Alexis Tsipras am Wochenende in Thessaloniki bei der 82. Internationalen Messe verkündete. Zur Eröffnung der alljährlich Anfang September stattfindenden Ausstellung in der nordgriechischen Metropole gibt der jeweilige Ministerpräsident eine wirtschaftspolitische Regierungserklärung ab. In diesem Jahr stand sie ganz im Zeichen des Aufschwungs, der sich in Griechenland abzuzeichnen beginnt.

Nach neun Jahren Rezession kehrt das Krisenland jetzt auf den Wachstumspfad zurück. In den ersten beiden Quartalen wuchs die Wirtschaft im Vergleich zum vorangegangenen Vierteljahr um jeweils 0,5 Prozent. Für das Gesamtjahr rechne er mit einem Plus von zwei Prozent, sagte Tsipras. „Wir schlagen eine neue Seite auf“, so der Premier, das Bild des Landes habe sich „dramatisch zum Besseren gewandelt“. Nun gehe es darum, das Anpassungsprogramm erfolgreich zu beenden und das Land aus der Vormundschaft der Gläubiger zu befreien, „ohne in die Fehler der Vergangenheit zurückzufallen“.

Tsipras buhlt um ausländische Investoren

Im August 2018 läuft das gegenwärtige Rettungsprogramm aus. Dann soll Griechenland unabhängig von Hilfskrediten sein und sich wieder am Kapitalmarkt refinanzieren. Dazu muss das Land aber das Vertrauen der Investoren und Anleger zurückgewinnen. Dass es daran noch hapert, zeigen die hohen Risikozuschläge, mit denen griechische Staatsanleihen gehandelt werden: Während sich andere Pro­blemländer der Eurozone inzwischen zu Zinsen von rund einem Prozent refinanzieren können, lag die Ausgaberendite der im Juli begebenen fünfjährigen griechischen Anleihe bei gut 4,6 Prozent.

Der Linkspopulist Tsipras versucht nun, das nicht zuletzt durch seine eigene Politik erschütterte Vertrauen zurückzugewinnen. Ohne Investitionen, so weiß Tsipras, steht der Aufschwung auf schwachen Füßen. Er buhlt deshalb um ausländische Investoren. Das ist allerdings ein heikles Thema: Die Regierung beteuert zwar, Investitionen seien willkommen. Die Wirklichkeit sieht oft anders aus. So steht die größte ausländische Investition in der Geschichte des Landes, die auf acht Milliarden Euro veranschlagte Umgestaltung des früheren Athener Flughafengeländes Ellinikon, wegen politischer Widerstände und bürokratischer Hürden vor dem Scheitern.