Frankfurt/Main. Der Bund steckt Millionen in einen modernen Nahverkehr. Doch es gibt kaum Angebote für Busse mit Elektro-Antrieb. Woran liegt das?

Beim „kleinen Dieselgipfel“ Anfang dieser Woche versprach Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Städten und Gemeinden eine halbe Milliarde Euro zur Verfügung zu stellen, damit diese ihren Nahverkehr modernisieren. Busflotten sollten etwa auf Elektroantrieb umgestellt werden, das soll die Feinstaubbelastung reduzieren. Doch nun müssen Bürgermeister vielerorts feststellen, dass sich die Beschlüsse kaum realisieren lassen – denn Busse mit Elektroantrieben sind rar.

„Wir stellen fest: Es gibt keine vollelektrischen Busse“, beschreibt Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn das Marktangebot. Er nannte Angebote aus Polen und China. „Aber die Heizung dieser Busse geschieht über Dieselverbrennung“, wusste er und schlussfolgerte: „Manchmal reden wir in der Öffentlichkeit über Optionen, die nicht stattfinden.“

2016 wurden knapp 6700 Busse zugelassen – fast alle mit Diesel

In Deutschland wurden vergangenes Jahr knapp 6700 Busse neu zugelassen. Knapp 99 Prozent erfüllten die Abgasnorm Euro 6, aber fast alle hatten einen Dieselantrieb. Vereinzelte Elektrobusse gibt es. Die Berliner Verkehrsbetriebe etwa testeten dieses Jahr Busse des niederländischen Busbauers VDL. Auch einige wenige E-Busse des polnischen Solaris Bus & Coach SA, der in der Nähe von Posen produziert, fahren in Berlin. In Münster rollen neben VDL-Bussen auch solche des finnischen Herstellers Linkker und von Hybricon Bus System aus Schweden.

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    Auf der Hannover Messe hatte sich der polnische Hersteller Ursus als Elektrobus-Anbieter präsentiert. 450 Kilometer Reichweite und acht Minuten Tankzeit bot er an. Das Geheimnis erklärt sich mit einer Brennstoffzelle, die während der Fahrt Strom liefert und die mit schnell nachtankbarem Brennstoff versorgt wird. Zudem sorgen Radnabenmotoren des Künzelsauer Unternehmens Ziehl-Abegg für hohe Wirkungsgrade. In Frankreich will der chinesische Hersteller BYD in Alonne nördlich von Paris eine Fabrik für Elektrobusse bauen und diese vom nächsten Jahr an ausliefern. Deutsche Hersteller haben noch kein nennenswertes Angebot für Elektro-Nutzfahrzeuge auf dem Markt.

    Daimler peilt E-Bus-Vorstellung für 2018 an

    Jürgen Pieper, Autoanalyst beim Bankhaus Metzler, kennt jedenfalls keines: „Nach meinem Kenntnisstand gibt es nur einige Kleinserienanbieter, die aus exotischeren Ländern kommen“, eben aus Osteuropa oder Asien. Aber insgesamt sei das „aktuell noch kein großes Geschäft“.

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      Der Marktführer Daimler will nächstes Jahr liefern. Bisher konzentrierte er sich darauf, die Kunden von neuen Bussen der Euro 6-Norm zu überzeugen. Die regelten ihre Abgassysteme auch während des Fahrbetriebs, heißt es bei Daimler. Und ohne den Harnstoff Adblue, der die Stickoxide im Katalysator weitestgehend kassiert, könne solch ein Bus nur im Notbetrieb zur nächsten Tankstelle rollen.

      Ein Elektrobus, sagt ein Sprecher von Daimler-Omnibus, werde Ende 2018 vorgestellt. Der Bus sei ein praxisgerechtes Fahrzeug, der nicht an jeder Haltestelle ein wenig Strom nachtanken müsse, sondern einmal täglich abends im Depot. Vermutlich werde er zunächst in norddeutschen Städten eingesetzt, weil ein bergiges Streckenprofil die Reichweite begrenze.