Hamburg. Eurosport hofft auf das große Geschäft mit Bundesligaübertragungen. Wegen eines Streits mit Sky schauen viele Fans wohl in die Röhre.

Das Bundesliga-Spiel des 1. FC Köln gegen den Hamburger SV, das Freitag um 20:30 Uhr angepfiffen wird, ist für Eurosport ein ganz besonderes. Es ist das erste Bundesligamatch, das live ausschließlich bei dem Sportsender aus München zu sehen ist, der dem US-Medienkonzern Discovery gehört. Für geschätzte 70 Millionen Euro haben die Amerikaner die Rechte an insgesamt 45 Begegnungen erworben, die meisten davon sind Freitagsspiele. Die Freitagspartie des ersten Spieltags, Bayern München gegen Bayer Leverkusen, war auch im ZDF zu sehen.

Noch bevor der Ball nun in Köln rollen wird, ist unklar, wie viele Fans das Spiel vor dem heimischen Fernseher verfolgen können. Ursprünglich wollte Eurosport die Logistik der Pay-TV-Plattform Sky nutzen. Doch der Sender zerstritt sich mit dem Wettbewerber über die Frage, wie viel Sky für die Einspeisung der Eurosport-Spiele in sein Programm zahlen sollte. Nun sind die Partien fast ausschließlich als Streamingdienst auf PCs, Laptops, Tablets, Smartphones sowie internetfähigen Smart-TVs zu sehen.

Noch fehlen Angebote für Gastronomen

Laut einer Erhebung von 2016 verfügen aber nur 20 Prozent der 38, 3 Millionen deutschen Fernsehhaushalte über ein solches Smart-TV. Zudem läuft der sogenannte Eurosport Player bisher nur auf den wenigsten dieser Geräte. Lediglich auf Smart-TVs der Marke Samsung, die mit dem Tizen-Betriebssystem ausgestattet sind, ist die Eurosport-App verfügbar. Laut Herstellerangaben wurden davon nur bisher 3,3 Millionen Stück in Deutschland verkauft. Alle anderen TV-Zuschauer müssen mit technischem Geschick ihre Geräte mit Apple TV oder Google Chromecast für den Eurosport Player nachrüsten.

-----------

Mehr zum Thema:

Hier gibt es in der neuen Saison Fußball live im Fernsehen

Wie Amazon und Dazn zusammen die „Sportschau“ angreifen

Moderatorin Jessy Wellmer – Die Neue in der Sportschau

-----------

Die einzigen Fernsehzuschauer ohne Smart-TV, die problemlos die Freitagsspiele empfangen können, sind die Kunden von HD+. Der Dienst ermöglicht es Satellitenhaushalten gegen eine Gebühr von monatlich fünf Euro, die Programme der Privatsender im hochauflösenden HD-Standard zu verfolgen. Anfang des Monats verkündete Eurosport, dass HD+ gegen eine zusätzliche Monatsgebühr von 4,99 Euro seinen drei Millionen Kunden die Bundesligaspiele des Senders anbietet. Eine weitere Kooperation unterhält der Sender mit Amazon. Auch den 17 Millionen Kunden des Prime-Services, die gegen eine Jahresgebühr von 69 Euro schneller beliefert werden, bekommen die Eurosport-Spiele für monatlich 4,99 Euro angeboten. Unklar ist, wie viele von ihnen über ein Smart-TV verfügen. Aber die Amazon-App läuft im Gegensatz zu der von Eurosport auf fast allen internetfähigen TV-Geräten.

Eurosport Player mit 29,99 Euro konkurrenzlos günstig

„Wir schlagen die Schlacht für alle künftigen TV-Streaming-Angebote“, hatte Eurosports Sportchef Gernot Bauer bei einem Redaktionsbesuch Ende Juli gesagt. Das ist nicht einfach. Obwohl der Preis für den Eurosport Player mit 29,99 Euro für die komplette Saison konkurrenzlos günstig ist, wurde er bisher erst vergleichsweise wenig verkauft. Die Zahl der App-Abonnenten soll zwischen mehreren 10.000 und bis zu 200.000 liegen. Wie viel genau, hält Eurosport geheim. Wegen fehlender Reichweitendaten seien die Eurosport-Spiele „für Werbekunden nur schwer kalkulierbar“, kritisiert das Fachblatt „Werben & Verkaufen“. Angeblich hat Eurosport erst „zwei Wochen“ vor Saisonstart mit der Vermarktung der Spiele begonnen.

DFL präsentiert Videobeweis-Arbeitsplätze

weitere Videos

    Dass bei dem Sender manches mit heißer Nadel gestrickt ist, zeigt sich auch am nach wie vor fehlenden Angebot für Gastronomen. Sky bescheren teure Abos für Gaststätten willkommene Zusatzerlöse. Eurosport dagegen erlaubt Wirten, ihre für 29,99 Euro erstandene App die komplette Saison für gewerbliche Zwecke zu nutzen, so sie denn ihr Abo bis zum 31. Dezember abschließen.

    Analysiert wird das Freitagsspiel von Matthias Sammer

    Der Eurosport Player wird aber nur noch bis zum 31. August für 29,99 Euro zu haben sein. Welches Preismodell danach gilt, ist unklar. Auf Anfrage sagt ein Sendersprecher lediglich, man werde „weiterhin maßgeschneiderte Angebote für Sportfans präsentieren“. Konkret wird offenbar über regionale Angebote nachgedacht. So hat der HSV nicht nur diesen Spieltag, sondern auch an den kommenden beiden Wochenenden ein Freitagsspiel – es wäre denkbar ein Mini-Abo in Hamburg anzubieten. Klar ist, dass Eurosport spätestens nach Auslaufen des 29,99-Euro-Angebots mit Qualität überzeugen muss. Sportchef Bauer setzt auf Fußball: „Der Freitag soll ein Event werden“, sagt er. „Das war er bisher nicht.“

    Die Eurosport-Bundesliga-Formate laufen unter dem Kürzel „#TGIM“, was für „Thank God, it’s Matchday“ (Gott sei Dank, endlich Spieltag) steht. Los geht es freitags um 19 Uhr mit einem Format, das Fans porträtiert. Die Vorberichte beginnen um 19:30 Uhr, die Nachberichterstattung unmittelbar nach Schlusspfiff geht bis 22:45 Uhr. Analysiert wird das Freitagsspiel von Matthias Sammer. Abgerundet wird der Spieltag vom „Kicker.TV Talk“. Samstags und sonntags laufen Zusammenfassungen der Spiele.

    Nun muss der Sender nur noch Zuschauer finden. Obwohl Eurosport und Sky wenig Bereitschaft erkennen lassen, ihre Gespräche wieder aufzunehmen, rechnen Branchenkenner mit einem Kompromiss. Sie verweisen darauf, dass sich Eurosport mit ARD und ZDF bei den Gesprächen um Sublizenzen für die Olympischen Spiele auch erst auf den letzten Drücker einigte.