Berlin. Das Wetter setzt den Bauern in diesem Jahr besonders zu. Eine geringe Ernte betrifft auch die Kunden, denn die Preise für Obst steigen.

Kaum fällt kein Regen und es ist etwas trockener, rollen die Erntemaschinen auf die Felder. Doch in manchen Regionen bekommen die Bauern selbst dann das Getreide nicht trocken in die Scheune. „Die Landwirte mussten das Getreide regelrecht von den Feldern stehlen“, sagt der Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV), Joachim Rukwied.

In Norddeutschland und den Höhenlagen sei die Ernte in diesem Jahr noch immer nicht beendet. Das bringe den Betrieben heftige Einbußen beim Ertrag. Denn: Was jetzt noch auf den Äckern steht, ist nur noch als Tierfutter verwendbar. Und was die Bauern mähen können, muss für viel Geld erst einmal getrocknet werden.

EU-weit gibt es weniger Äpfel

Noch schlimmer hat es die Obstbauern getroffen, vor allem im Süden und Westen Deutschlands. Im Frühling wurde es frühzeitig warm, die Bäume trieb es zur Blüte. Dann kam im April plötzlich der Frost zurück, „mit Nachtemperaturen von bis zu minus sieben Grad“, berichtet Rukwied rückblickend. Das verkrafteten viele Pflanzen nicht – mit dem Resultat, dass eine der kleinsten Ernten seit jeher eingefahren wurde.

Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes.
Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes. © imago/Rüdiger Wölk | imago stock&people

Nur rund 555.000 Tonnen Äpfel werden die Landwirte einsammeln können. Im vergangenen Jahr war es noch mehr als eine Million Tonnen. Auch in der gesamten EU fiel die Apfelernte schlecht aus, wenngleich nicht ganz so dramatisch wie in Deutschland. Damit werden die Verbraucherpreise für dieses Obst wohl deutlich steigen.

Auch Weinanbaugebiete leiden

Der Frost hat auch andere Pflanzungen geschädigt. Es gibt weniger Birnen, Kirschen, Pflaumen und Beeren. Auch einige Winzer klagen über das Wetter. Die Bilanz fällt je nach Weinanbaugebiet jedoch unterschiedlich aus. Der DBV berichtet von Rebstöcken, die normal bewachsen sind bis hin zu Ernten, die nur zehn Prozent des Solls erreichen. Für ein Résumé der Weinernte ist es allerdings noch zu früh im Jahr. Der Verband rechnet mit 8,5 Millionen Hektolitern Most. Das ist kein Minusrekord, doch lieferten die Weinberge auch schon mal mehr als zehn Millionen Hektoliter.

Beim Getreide war der teils sturmflutartige Regen der Hauptgrund für die miese Bilanz. 44,5 Millionen Tonnen Weizen, Roggen oder Gerste werden in diesem Jahr wohl geerntet, eine Million Tonnen weniger als in dem schon schlechten Vorjahr. Auf die Preise für die Verbraucher dürfte sich das geringere Angebot aber kaum auswirken. Denn sowohl in der EU als auch weltweit verzeichnen die Landwirte gute Erträge. Beim wichtigen Weizen können global 743 Millionen Tonnen eingefahren werden. Der Verbrauch liegt mit 737 Millionen Tonnen darunter. Die Lagerbestände wachsen weiter an auf 265 Millionen Tonnen.

Die Wetterkapriolen gehören laut Bauernverband mittlerweile zum Alltag. „Die Intensität und die Häufigkeit nehmen zu“, sagt Rukwied. Darauf müssten sich die Bauern einstellen, zum Beispiel durch Züchtung neuer Sorten, die mit extremen Bedingungen besser zurechtkommen. Aber es geht dem DBV auch um technische Lösungen des Problems, wie durch Beregnungsanlagen für Obstplantagen zum Frostschutz. Hier fordert der DBV eine staatliche Förderung der Investitionen.