Berlin. Frank Asbeck hat Solarworld in die Insolvenz geführt. Nun schwingt er sich zum Retter auf. Das Vertrauen in ihn schwindet allerdings.

Diese Konstellation ist ungewöhnlich: Ausgerechnet ein Top-Manager, der sein Unternehmen erst an den Rand der Pleite und schließlich tatsächlich in die Insolvenz geführt hat, tritt als Retter in der Not auf den Plan. Am Dienstag bestätigte sich ein Bericht unserer Redaktion, dass eine Investorengruppe um Vorstandschef Frank Asbeck Teile des zahlungsunfähigen Solarworld-Konzerns übernehmen möchte.

Der Insolvenzverwalter teilte mit, dass die wenige Tage zuvor von Asbeck gegründete Solarworld Industries GmbH mit Sitz in Bonn die zwei deutschen Fabriken des Konzerns im thüringischen Arnstadt und in Freiberg (Sachsen) gekauft hat. Erhalten werden dadurch allerdings nur 475 der zuletzt rund 1800 Arbeitsplätze. In Bonn, dem Sitz des Unternehmens, wurden bereits 150 Mitarbeiter entlassen. 500 Beschäftigte in Arnstadt und 700 in Freiberg kommen in Transfergesellschaften unter.

Asbeck gründete Solarworld 1998

Nach Informationen unserer Redaktion steht hinter dem Rettungsangebot neben Asbeck selbst auch die Qatar Foundation aus dem Emirat Katar, die bereits an Solarworld beteiligt war. Asbeck soll eine Führungsposition einnehmen. Über die Kaufsumme schwieg sich der Insolvenzverwalter aus. Die neuen (und alten) Eigner sollen für einen Teil der Schulden des Konzerns aufkommen. Das muss noch von einer Gläubigerversammlung diesen Freitag abgesegnet werden, in der Asbeck selbst und die Kataris allerdings einen großen Teil der Stimmrechte stellen.

Der Weg ist also so gut wie frei – und Frank Asbeck hätte es wieder einmal geschafft, auch nach der Havarie am Steuerruder des Konzerns zu bleiben. Asbeck hatte Solarworld 1998 gegründet und 1999 an die Börse gebracht. Mit dem durch Subventionen angefachten Solarboom in Deutschland stieg das Unternehmen zu einem der weltgrößten Hersteller von Solartechnik auf.

2013 gelang es Asbeck den Konzern zu retten

Asbecks großspuriges Auftreten, zum Beispiel als Maserati-Fahrer („400 PS, das ist einfach geil“) und letztlich erfolgloser Bieter für den Autohersteller Opel brachte ihm den Beinamen „Sonnenkönig“ ein. Als der Solar-Absatz in Deutschland jedoch abstürzte, weil die Förderungen deutlich gekürzt wurden, geriet auch Solarworld in Schwierigkeiten. Hinzu kam, dass Solarfabriken in China die deutschen Hersteller stark unterboten. Schon 2013 gelang es Asbeck nur durch einen Kapitalschnitt, bei dem Gläubiger und auch er selbst viel Geld verloren, den Konzern zu retten.

Asbeck konnte danach aber trotzdem die Zügel in der Hand behalten. Zur Pleite sagte er wenig selbstkritisch: „Wir sind mit illegalen Mitteln zur Strecke gebracht worden“ – und meinte damit die Staatshilfe für chinesische Solarkonzerne.

Die Belegschaft sieht einen Neustart kritisch

Tatsächlich werden Asbeck persönlich Management-Fehler angekreidet. Statt sich auf profitable Nischen zu konzentrieren, kämpfte er zum Beispiel verbissen um Marktanteile im Massengeschäft und lobbyierte jahrelang massiv für EU-Schutzzölle gegen chinesische Dumping-Anbieter. Zum Teil mit Erfolg – doch an der grundsätzlichen Misere des Konzerns, bei den Kosten dauerhaft kaum konkurrenzfähig zu sein, änderte das wenig. Immer wieder holten die weiter fallenden Weltmarktpreise das Unternehmen ein.

Die Belegschaft ist skeptisch, ob der Neustart unter dem alten Chef gelingen kann. „Asbeck ist zwar gut darin, Deals abzuschließen. Aber als strategischer Unternehmensleiter ist er umstritten“, sagt Betriebsrat Alexander Richter aus Freiberg. Solarworld sei schließlich „gegen die Wand gefahren“. Die Hoffnung sei nun, dass ein langfristiges und finanziell tragfähiges Konzept vorgelegt werde. Dann würden die Beschäftigten auch wieder Mut schöpfen. Im Augenblick sei die Stimmung äußerst niedergeschlagen.