Istanbul. Die türkische Tourimuswirtschaft meldet Erholung: Es kommt wieder mehr Geld in die Kassen. Statt der Deutschen kommen nun Russen.

Die Deutschen in den Hotels sind weniger geworden, der Tourismus bringt der Türkei aber insgesamt wieder deutlich mehr Geld: Nach Zahlen der türkischen Statistikbehörde lagen die Einnahmen im Tourismussektor im zweiten Quartal 8,7 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. In den Quartalen davor hatte es Rückgänge gegeben.

Die Einnahmen aus dem Tourismus legten laut Statistikbehörde im zweiten Quartal auf 5,4 Milliarden Dollar (4,6 Milliarden Euro) zu. Einen erheblichen Beitrag leisteten Urlauber aus Russland, deren Zahl sich nach dem Ende der Spannungen zwischen beiden Ländern wieder mehr als verzehnfacht hat.

Die meisten Urlauber wieder aus Russland

Die Zahl der Reisenden in die Türkei ist im Mai – neuere Zahlen hierzu gibt es noch nicht – um 16,3 Prozent gegenüber Mai 2016 auf 2,89 Millionen gestiegen. Darunter waren laut Tourismusministerium mehr als 600.000 Russen, die mit 21 Prozent die größte Gruppe ausländischer Gäste stellen.

Deutschland als Herkunftsland kam im Mai mit einem Anteil von gut zehn Prozent auf Platz zwei. 295.000 deutsche Urlauber im Mai bedeuteten im Jahresvergleich ein Minus von 31 Prozent.

Die Zahl der Deutschen in der Türkei war bereits 2016 von dem Rekordwert von 5,6 Millionen auf nur noch 3,9 Millionen gesunken. Der Deutsche Reiseverband (DRV) hatte Mitte Juli erklärt, die Buchungen 2017 verliefen bisher ähnlich wie im Vorjahr. Last-Minute-Reisen in die Türkei hätten aber zuletzt wieder zugenommen. Der Verband schloss aber nicht aus, dass nach den verschärften Hinweisen die Türkei wieder weniger gebucht werden könnte.

Türkei hatte Gabriels Reisehinweise kritisiert

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte am 20. Juli die Reisehinweise in die Türkei verschärft. Damit hatte er auf die Verhaftung des Menschenrechtlers Peter Steudtner und anderer Deutscher reagiert. Das Außenamt rät Türkei-Reisenden nun zu „erhöhter Vorsicht“.

In der Türkei hatte die Maßnahme heftige Kritik ausgelöst. Der Sprecher von Präsident Recep Tayyip Erdoğan, Ibrahim Kalin, hatte gesagt, von einer Gefährdung von Deutschen in der Türkei könne „gar keine Rede sein.“ Mit rechtskonformen Deutschen habe die türkische Regierung „gar keine Probleme. Sie sind hier unsere Gäste, und wir wollen hier noch mehr deutsche Touristen sehen.“

Tourismussektor für türkische Wirtschaft sehr wichtig

Der Tourismussektor ist für die türkische Wirtschaft sehr wichtig und macht rund zwölf Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes aus. Im vergangenen Jahr waren die Urlauberzahlen nach Anschlägen und dem gescheiterten Putsch um ein Drittel eingebrochen. (law)