Berlin. Ein Sturz am Pool, ein Virus vom Essen: Gute Auslandsreisekrankenversicherungen gibt es schon für etwa zehn Euro im Jahr.

Krank im Urlaub zu sein, wünscht sich keiner. Trotzdem sollte man im Voraus daran denken – sonst kann es teuer werden. Der Ambulanzflug aus Mallorca zum Beispiel kann mehr als zehntausend Euro kosten, einer aus den USA sogar ein Vielfaches mehr.

Es ist „immer empfehlenswert eine Auslandsreise-Krankenversicherung zu haben“, sagt Birgit Brümmel, Versicherungsexpertin von „Finanztest“. Bislang haben diese laut Verband der Privaten Krankenversicherung bereits mehr als 26 Millionen Deutsche – Tendenz steigend.

Grenzen der Gesetzlichen

Selbst wer privat versichert ist, sollte seinen Vertrag noch einmal prüfen, rät Brümmel. Die gesetzliche Krankenversicherung reiche in der Regel nicht, auch wenn auf der Rückseite der Versicherungskarte die „Europäische Krankenversicherungskarte“ aufgedruckt ist. Sie übernehme „zwar einige, aber längst nicht alle“ Kosten für Arzt, Krankenhaus oder Medikamente in ausgewählten Ländern: Dazu gehören alle der Europäischen Union, aber auch Island, Liechtenstein, Norwegen, die Schweiz sowie Montenegro, Mazedonien und Serbien.

Darüber hinaus gilt das für Länder, mit denen ein Sozialversicherungsabkommen besteht, wie Israel und der Türkei. Dort reicht die Karte allerdings nicht, man muss einen Auslandsreisekrankenschein mitnehmen. In anderen Ländern zahlt die Krankenkasse nichts, gar nichts. Und immer gelte: Für Rücktransporte – egal von wo – gibt sie kein Geld.

Die Kosten

Viele Versicherer bieten schon für knapp zehn Euro einen Schutz für eine Reisedauer von 42 oder 56 Tagen – für beliebig viele Reisen im Jahr. Die Tage von den verschiedenen Urlauben werden nicht summiert. Am einfachsten mache man es sich mit einer Jahrespolice, meint Brümmel: „Dann muss man nicht immer an diese wichtige Versicherung denken.“ Diese wird automatisch verlängert, wenn sie nicht mit einer bestimmten Frist, oft ein oder drei Monate, gekündigt wird.

Bei Brümmel und ihren Finanztestkollegen schneiden im neuesten Test die DKV (ReiseMed Tarif RD) und Ergo Direkt (Tarif RD) am besten ab. Bei ihnen gibt es für Alleinreisende eine Absicherung bereits ab 9,90 Euro im Jahr, für Familien ab 19,80 Euro. Eine vorherige Gesundheitsprüfung gibt es nicht.

Oft verteuern sich die Policen aber im Alter, meist ab dem 65. Geburtstag. Die Versicherer müssen ihre Kundschaft vor diesen Preissprüngen auch nicht warnen, wenn sie bereits bei Vertragsabschluss vereinbart waren. Einzige Ausnahme: Die Debeka (Tarif AR) verzichtet auf den Aufschlag für Ältere. Brümmel: „Sie schneidet nicht am besten ab, ist aber immer noch sehr gut und damit ein Tipp für Senioren.“

Die Tücken der Verträge

Was ist, wenn sich der Urlaub durch die Erkrankung über die maximale Reisedauer, in der man versichert ist, verlängert? Solange man nicht transportfähig ist, sei man mit den allermeisten Tarifen auch dann abgesichert, erklärt Brümmel. Sie rät aber grundsätzlich, aufs Kleingedruckte und diese entscheidenden Formulierungen zu achten: Der Rücktransport solle schon dann übernommen werden, wenn er „medizinisch sinnvoll“ sei und nicht nur „medizinisch notwendig“. Beim Zahnersatz dürfe es keine Betragsgrenzen geben und keine „nur nach Unfällen“-Einschränkung. Hilfe bei Sportunfällen sei meistens abgedeckt – solange es um ein Hobby geht. Profis, die Preisgelder für ihren Sport bekommen, bräuchten eine extra Versicherung.

Schwangerschaft

Gibt es in einer Schwangerschaft Komplikationen, übernimmt die Auslandsreisekrankenversicherung die Kosten für die Untersuchungen. Das gilt auch für eine Früh- oder Fehlgeburt.

Problem Vorerkrankung

Versicherer übernehmen in der Regel nicht die Kosten für Erkrankungen oder Schübe, die auf eine Vorerkrankung zurückzuführen sind. Sie sollten aber zumindest dann einspringen, wenn die Versicherten schon Monate vor der Reise mit der Erkrankung keine Probleme mehr hatten oder medikamentös gut eingestellt sind. Brümmel: „Chronisch Kranke sollten das mit den Versicherern unbedingt abklären.“

Der Extrafall Kreditkarte

Die Finanztester raten, bei Auslandsreiseversicherungen über die Kreditkarte die Leistungen zu checken. Nicht immer entsprächen sie aktuellen Standards. Manchmal sei auch nur der Reiserücktritt versichert, obwohl die Karte den Zusatz „Travel“ oder „Reise“ trage.

Wichtig sei zu wissen: Sind Familienmitglieder mitversichert? Gilt die Versicherung für die gesamte Reisedauer und für Reisen, die nicht mit Kreditkarte gezahlt wurden? Verzichtet der Versicherer auf Selbstbeteiligung? Ist die Kostenübernahme für Behandlung und Rücktransport limitiert? Ohnehin lohne es sich, „immer die alten Verträge zu prüfen“, sagt Brümmel. Die neue Versicherung lasse sich „in ein paar Minuten kurz vor der Reise im Internet, auch per Telefon abschließen.“ Wer das nicht will, lässt sich ein Formular zuschicken.