Berlin. In Berlin sind die Büromieten in den vergangenen Jahren um 34 Prozent gestiegen. Frankfurt und andere Metropolen halten da nicht mit.

Sie heißen „Coworking Places“ oder „Shared Offices“ und laden zum „Desk Sharing“ ein: Räume, in denen sich meist Selbstständige einen Schreibtisch oder eine Arbeitsnische mieten und sich die Kosten mit anderen teilen. Oft in hipper Umgebung, mit Sitzecken, teurer Kaffeemaschine, manchmal auch mit einer kompletten Büro-Infrastruktur wie etwa einer Sekretärin. In den Innenstädten zahlt man für solche „Einzel-Arbeitsplätze“ bereits stolze Preise.

Oft als neue Arbeitswelt angepriesen, hat das Teilen des Arbeitsplatzes und somit der Büromiete vor allem einen finanziellen Hintergrund: Nach einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), die unserer Redaktion vorliegt, sind die Mieten für Gewerbeimmobilien in den deutschen Metropolen stark gestiegen. Spitzenreiter ist dabei mit weitem Abstand Berlin.

Leerstand an Büros nur noch bei 2,5 Prozent

In der Hauptstadt haben sich die Büromieten zwischen dem ersten Halbjahr 2008 und dem zweiten Halbjahr 2016 um knapp 34 Prozent verteuert. Gleichzeitig beträgt die Leerstandsquote im Bürosegment nur 2,5 Prozent. Mit dieser Reduzierung „scheint eine kritische Knappheit im Berliner Büromarkt erreicht worden zu sein, da die Preisentwicklung im zurückliegenden Jahr noch einmal besonders deutlich an Dynamik hinzugewonnen hat“, sagt IW-Forscher Björn Seipelt. Auch die Mieten für Handelsimmobilien sind in Berlin seit 2008 um acht Prozent gestiegen.

An zweiter Stelle der beliebtesten Büro-Städte folgen die baden-württembergische Landeshauptstadt Stuttgart und die sächsische Hauptstadt Dresden. Hier zog der Preis der Büromieten um 22 Prozent im Vergleich zu 2008 an. Auf Platz drei folgt Leipzig vor München, Bremen, Hannover, Dortmund, Köln, Düsseldorf, Hamburg und Essen. Überraschend: Die Banken und Finanzmetropole Frankfurt/Main belegt den letzten Platz, hier stiegen die Büromieten in acht Jahren nur um vergleichsweise geringe vier Prozent.

In Frankfurt vergleichsweise viel Leerstand

In Frankfurt habe die Nachfrage nach Büros im Zuge der Finanzkrise von 2008 einen „deutlichen Dämpfer“ hinnehmen müssen, heißt es in dem IW-Bericht. Die Büromieten dort erreichten erst wieder im Laufe des ersten Halbjahres 2014 das Ausgangsniveau aus dem Jahr 2008. Auch stehen mit neun Prozent deutlich mehr Räume leer als in anderen „Top-Büro-Standorten“.

Ob der Austritt der Briten aus der EU und damit eine mögliche Verlagerung von Banken und Institutionen vom Finanzplatz London nach Frankfurt den erhofften Zuwachs bringt? Und Berlin den Spitzenplatz als „Büro-Hauptstadt“ wieder abgeben muss? Die IW-Forscher zweifeln daran. Banken hätten in der Tendenz eher einen Bedarf an großflächigen, zusammenhängenden Objekten und die seien derzeit Mangelware in Frankfurt.

Experten geben Wohnungsbau in Deutschland Mitschuld

Wie geht es insgesamt weiter mit dem boomenden Markt für Gewerbeimmobilien? Für die IW-Experten hat der hohe Anteil von hoch qualifizierten Arbeitnehmern unter denen, die in die Metropolen wie Berlin, Hamburg oder München ziehen, zu dem „überproportionalen Wachstum der Bürobeschäftigung“ geführt. Gleichzeitig kann der Markt diese Nachfrage nicht bedienen – es fehlt schlicht an freiem Bauland in den Innenstädten.

Deswegen plädieren die Experten dafür, nicht nur dem Wohnungsbau in Deutschland Vorrang einzuräumen. Auch Büros und Handelsräume sollten berücksichtigt werden. Denn eine „weitere Verknappung im Gewerbeimmobilienmarkt könnte sonst zum Hemmschuh“ für die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Großstädte werden. Und damit auch keinen Platz mehr bieten für kleinere Firmen oder Start-ups, die sich noch nicht von vornherein die großen Etagen leisten können.