Berlin. Computersysteme in selbstfahrenden Fahrzeugen sammeln viele Informationen über Autofahrer. Auch private Daten sind äußerst begehrt.

Selbstfahrende Autos werden den Markt erobern, auch in Deutschland. Schon jetzt vernetzt die digitale Technik das Auto mit der Umwelt und dem Menschen. Weltweit wird diese Entwicklung zum Milliardengeschäft. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) spricht von einer Zeitenwende bei der Mobilität. Vor wenigen Wochen verabschiedete der Bundestag ein Gesetz, das den Computer und den Fahrer rechtlich gleichstellt. Damit darf der Fahrer die Hände vom Lenkrad nehmen und sich anderen Dingen widmen, wenn das Assistenzsystem übernimmt.

Damit der Bordcomputer übernehmen kann, braucht er aber eine Vielzahl von Informationen. Über die Straße, den Verkehr, mögliche Hindernisse, über die Wunschroute des Fahrers. Passiert ein Unfall, geben die gespeicherten Informationen Aufschluss darüber, wie das Unglück überhaupt geschehen konnte. Wer ist gefahren – der Mensch oder das Assistenzsystem? Lag es am schlechten Wetter, am hohen Tempo, an den Kindern, die plötzlich auf die Straße sprangen?

Bild vom „gläsernen Fahrer“ ist Schreckgespenst

Und vor allem: Wer bestimmt über all die Daten, die darüber Aufschluss geben können? Darum ging es bei einer Konferenz mit der Datenschutzbeauftragten der Bundesregierung, Andrea Voßhoff (CDU), mit Vertretern der Automobilbranche, Wissenschaftlern und Politikern am Donnerstag in Berlin. Das Bild vom „gläsernen Fahrer“ ist für viele Menschen ein Schreckgespenst.

Umfragen zufolge haben bis zu 80 Prozent der Befragten große Bedenken, dass Informationen über Fahrverhalten, Routen und Ziele oder über Mitfahrer dort landen, wo sie nicht hingehören. Zum Beispiel bei Autoversicherern, die ihren Kunden dann spezielle Tarife anbieten. Oder bei Werbeunternehmen, die so auf ihre Produkte aufmerksam machen. Dass Polizei oder Sachverständige Zugriff bekommen, um einen Unfall aufzuklären, das ist für die meisten unstrittig.

Rückschlüsse auf Fahrstil

Oder um die Systeme zu verbessern, damit sie sicherer werden. Die Bürger wollen jedoch selbst entscheiden, wann sie ihre Informationen freigeben. Schon jetzt gleichen moderne Autos auch einem digitalen Überwachungsapparat: Sensoren in den Sitzen registrieren schon jetzt, wie viele Leute mitfahren, ob Kinder dabei sind. Der Kilometerstand, der Reifendruck, Bremsverhalten lassen Rückschlüsse auf den Fahrstil zu.

Gute Messwerte sind eine Voraussetzung für die Vorhersagbarkeit. Aber welche Daten sind tatsächlich relevant und wie lange werden sie gespeichert? Dobrindts Parlamentarischer Staatssekretär Norbert Barthle (CDU) bekräftigte die hohen Sicherheitsstandards zum Schutz jeglicher Informationen über den Fahrer und sein Fahrzeug. „Es darf nicht passieren, dass ein Hacker ein Automobil fremd lenkt“, sagt Barthle.

Unternehmerische Freiheit

Gleichzeitig dürfe der Datenreichtum nicht unnötig eingeschränkt oder gar verloren gehen. „Ohne das Vertrauen der Menschen, dass mit ihren Daten ordentlich umgegangen wird, hat das automatisierte Fahren keine Chance“, sagt Barthle. Die Datenhoheit soll nach dem Willen der Politik bei den Fahrzeugnutzern liegen. Das sieht auch die Bundesdatenschutzbeauftragte Voßhoff so. Für sie muss die unternehmerische Freiheit dort eine Grenze haben, wo die gesetzlich garantierte informationelle Selbstbestimmung der Bürger gefährdet ist.

Auch Voßhoff weist darauf hin, dass bereits heute jede Menge Informationen im Auto gesammelt werden. Voßhoff spricht von einem technischen und rechtlichen Neuland, in das sich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft begeben. Noch steht die Debatte über Datensparsamkeit ganz am Anfang.