Berlin. Verbraucherschützer warnen vor neuen Tricks am Arbeitsmarkt: Stellen gibt es manchmal nur, wenn Bewerber vorher Finanzprodukte kaufen.

Die Anzeigen klingen auf den ersten Blick seriös. „Mitarbeiter im kaufmännischen Bereich gesucht, Quereinsteiger willkommen“. „Büroassistenz gesucht“ oder „Mitarbeiter/in für Büro in Finanzdienstleistung gesucht.“ Doch was nach einem gewöhnlichen Stellenangebot aussieht, kann sich auch als Masche unseriöser Finanzfirmen herausstellen, die vor allem ihre Produkte verkaufen wollen.

„Wir haben derzeit Beschwerden von Verbrauchern, dass Unternehmen ihre Stellenangebote an die Vermittlung von Geldanlagen binden“, berichtet Wolf Brandes, Leiter des Marktwächter-Teams der Verbraucherzentrale Hessen.

Das Vorgehen läuft wie folgt: Die Bewerber werden zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Bereits bei diesem Treffen oder einer darauffolgenden Einweisung in den neuen Job werden die Bewerber aufgefordert, zunächst ihre eigenen Finanzanlagen zu überprüfen und diese in Ordnung zu bringen. „Bewerber berichten, dass sie zum Beispiel ihre bestehenden Riester-Verträge oder Lebensversicherungen kündigen sollen, um das dadurch frei werdende Geld anschließend in riskante Beteiligungen zu investieren“, sagt Brandes.

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    Die Anzeigen wurden zumeist von Finanzdienstleistern im Internet geschaltet – unter anderem bei ebay Kleinanzeigen, aber auch auf den regulären Portalen der Arbeitsagentur. „Recherchen der Marktwächter deuten darauf hin, dass diese Masche kein Einzelfall ist.“ Die Verbraucherschützer warnen jedoch davor, unbedacht bestehende Verträge für riskante Geldanlagen zu kündigen. Sie riskieren damit unter Umständen ihre Altersvorsorge.

    Gleich mehrere Beschwerden erhielten die Marktwächter nach eigenen Angaben über den Allgemeinen Finanzdienst A-FIN GmbH. Das Unternehmen arbeitet nach Worten seines Geschäftsführers Christian Riegel mit zahlreichen freien Handelsvertretern zusammen. „Wir als A-FIN schalten keine Stellenanzeigen“, sagt Riegel dieser Zeitung. „Wenn unsere freien Handelsvertreter Personal suchen, dann sind wir an diesem Prozess nicht beteiligt. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass eine solche Praxis, wie sie unseren Vertretern von den Marktwächtern vorgeworfen wird, ausgeübt wird. Uns ist kein Fall bekannt.“

    Die Marktwächter berichten von ähnlichen Erfahrungen von Jobsuchenden auch bei anderen Finanzdiensten, sagt Brandes. „Statt der inserierten Bürotätigkeit nachzugehen, werden die Bewerber aufgefordert, Finanzprodukte an Freunde und Familienangehörige zu vermitteln.“