Berlin. Das virtuelle Geld ist mehr wert als Gold. Experten warnen Anleger vor Spekulation. Betrug beschäftigt inzwischen Staatsanwälte.

Für einige ist sie die Währung der Zukunft, für andere ideal, um anonym ihren kriminellen Machenschaften nachzugehen, und mancher spekuliert mit ihr: Bitcoin. Jetzt hat die Onlinewährung erstmals den Wert von 2000 Dollar überschritten. Der Bitcoin Price Index der Londoner Nachrichtenseite Coindesk erreichte zeitweise sogar mehr als 2270 Dollar und damit auch mehr als 2000 Euro. Das ist deutlich teurer als die Feinunze Gold. Die kostete zuletzt 1255 Dollar.

Zuletzt machte die rein virtuelle Währung vor knapp zehn Tagen Schlagzeilen: Damals hatten Hacker weltweit Rechner mit der Schadsoftware WannaCry angegriffen und blockiert. Sie forderten Bitcoin als Lösegeld.

In vielen Ländern sind Bitcoin (benannt nach der kleinsten Dateneinheit Bit und dem englischen Wort für Münze) inzwischen ein legales Zahlungsmittel. Sie sind unabhängig vom Bankensystem. Wer ein internetfähiges Endgerät hat, kann sie nutzen. „Bitcoin ist digitales Gold mit der Option zum Bezahlen“, sagt Oliver Flaskämper von der börsennotierten Bitcoin Group, die Deutschlands einzigen Handelsplatz für Bitcoin, das Onlineportal bitcoin.de, betreibt. Bitcoin und die dahinterliegende Software wurden 2009 von einer Person oder einer Gruppe mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto erfunden, die Identität dahinter ist bis heute ein Rätsel.

Mathematische Codes werden zu Geld

Ebenso wie Gold sind Bitcoin begrenzt. Das Geld entsteht durch Entschlüsselung mathematischer Codes. Dazu sind große Rechenkapazitäten nötig. Wer eine solche Aufgabe löst, bringt Bitcoin auf den Markt und wird für das Lösen der Aufgabe belohnt, indem er selbst einen Anteil an Bitcoin erhält. Die maximale Summe der täglich zu schürfenden Bitcoin liegt momentan bei 1800. Alle halbe Jahre halbiert sich die Anzahl. Die maximale Kapazität ist auf weltweit 21 Millionen Bitcoin festgelegt, derzeit sind 16,3 Millionen Bitcoin im Umlauf. „Die Zahl von 21 Millionen Bitcoin ist durch den Algorithmus in Stein gemeißelt, mehr werden es nicht“, verdeutlicht Flaskämper.

Die Wertsteigerung der Währung verlief rasant. 2012 gab es einen Bitcoin noch für fünf Dollar. Ins Jahr 2017 startete die Währung mit 1018 Dollar, inzwischen hat sich der Kurs mehr als verdoppelt. Bitcoin sind bis zur achten Nachkommastelle teilbar, sodass auch Einsteiger mit weniger Geld die Möglichkeit haben, in die Währung zu investieren. Die Bundesbank allerdings warnt: Bitcoin seien „ein Spekulationsobjekt“, sagte Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele kürzlich. Wer darin investiere, „muss dafür die Verantwortung tragen“. Es könne auch steil bergab gehen.

Im Vergleich zum Gold bietet der digitale Rohstoff einige Vorteile. Er ist schnell auf Echtheit hin zu überprüfen, denn alle Transaktionen werden in einem öffentlichen Verzeichnis gelistet. Jede Transaktionsnummer ist dem entsprechenden Bit­coin zuzuordnen. Eine Fälschung von Bitcoin ist somit unmöglich. Käufer und Verkäufer bleiben anonym.

In Deutschland ist Berlin Vorreiter in puncto Bitcoin-Akzeptanz. An 61 Orten kann mit Bitcoin gezahlt werden, das ist rund ein Drittel aller deutschen Geschäfte, die Bitcoin annehmen. Cafés und Restaurants sind darunter, Rikscha-Touren, ein Zahnarzt. Die Dentalpraxis Kunze führte Bitcoin 2014 als erste in Berlin ein. „Ich beobachte Trends und habe Bitcoin als interessante Möglichkeit gesehen“, sagt Praxismanager Luca Perabo. Angenommen wurde das Angebot bisher allerdings nicht.

Studenten sparen Transaktionskosten

An der privaten Wirtschaftshochschule ESMT können Studierende die Gebühren seit Wintersemester 2016/17 in Bitcoin begleichen. „Vor allem Studierende aus Südamerika und Afrika hatten in der Vergangenheit Probleme mit hohen Transaktionskosten ihrer Banken“, sagt ESMT-Sprecherin Martha Ihlbrock.

Inzwischen gibt es weitere digitale Währungen. Und Ärger: Der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge haben Zehntausende Anleger Geld in Onecoin gesteckt. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen eine Firma aus Münster. Es geht um Betrug in einer Größenordnung von mehr als 300 Millionen Euro.