Köln/Berlin. „Den müssen sie sofort stilllegen“: Der TÜV berichtet, dass Prüfer in Großstädten zunehmend auf Aufzüge in miserablem Zustand stoßen.

Verschlissene Tragseile, nicht richtig schließende Türen, tote Leitungen beim Notruf: Der TÜV stößt nach seinen Angaben auf immer mehr Aufzüge in Deutschland mit gefährlichen Mängeln – und Zigtausende Aufzüge werden gar nicht kontrolliert.

Exemplarisch sind nach Darstellung von Thomas Pfaff, bei TÜV Rheinland Geschäftsfeldleiter für Aufzugsanlagen in Deutschland, die Zahlen in Großstädten: In Berlin hatte 2016 fast jeder achte kontrollierte Aufzug erhebliche bis gefährliche Mängel. Zwölf Prozent gravierende Beanstandungen waren ein Anstieg um zwei Prozentpunkte.

174 Berliner Aufzüge wurden sofort gesperrt

174 Aufzüge mussten in Berlin nach der TÜV-Visite sofort abgeschaltet werden – das waren sogar 43 mehr als 2015. In anderen Städten sah die Entwicklung dem TÜV zufolge kaum anders aus. So durften in Köln 40 Aufzüge nach der Prüfung zunächst gar nicht mehr benutzt werden – im Jahr zuvor waren es nur 29.

Was kann passieren? Akute Angst vor Aufzugfahrten müsse man nicht haben, Aufzüge sind ein noch sicheres Fortbewegungsmittel als Flugzeuge. Fangvorrichtungen und Puffersysteme sorgen im Falle eines Absturzes für Absicherung, so der TÜV. Und wenn der Aufzug stehen bleibt, muss laut Vorgabe 30 Minuten nach dem Notruf die Befreiung aus dem defekten Aufzug beginnen. Allerdings stieß der TÜV auch oft auf nicht richtig funktionierende Notrufe.

Anteil von Aufzügen ohne Beanstandung auch gestiegen

Die steigende Zahl von Schrott-Aufzügen sind auch nur die eine Seite. Sie machen bei den 550.000 vom TÜV geprüften Liften nur einen Bruchteil aus. Und bei einem steigenden Anteil von Aufzügen hat der TÜV nichts auszusetzen: 42,5 Prozent waren in einem guten Zustand. Damit war der Anteil höher als im Jahr 2015 mit einer Quote von 38,6 Prozent.

Prüfplaketten in Aufzügen sind seit Juni 2015 verpflichtend. Prüfer schätzen jedoch, dass die zugelassenen Überwachungsstellen wie die Dekra, der TÜV und andere viele Aufzüge nicht zu Gesicht bekommen, der TÜV spricht von 120.000 Anlagen. Der beim deutschen Marktführer Schindler Aufzüge für den Bereich verantwortliche Manager Lennart Svensson sagte in einem Interview, man weise die Kunden auf die Prüfpflichten hin. Schindler koordiniere auch die Termine. „Wenn sich jedoch jemand weigert, können wir auch nichts tun.“ (law/dpa)