Washington. Finanzminister Wolfgang Schäuble will einen Europäischen Währungsfonds. Finanziell angeschlagene Staaten könnten so gerettet werden.

Eigentlich wollten die Deutschen beim Frühjahrstreffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington nicht über Griechenland sprechen. Zu viele Nerven hat die finanzielle Rettung des Landes gekostet. Es lag an Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), dass das Thema doch aufkam: Am Rande des Treffens der weltweiten Finanzelite brachte er die Idee eines „Europäischen Währungsfonds“ auf – einer Institution, die finanziell angeschlagene Staaten in Europa rettet – „wenn wir jemals wieder so eine Situation wie in Griechenland bekommen sollten“, so Schäuble.

Wann so ein EWF kommen könnte und wie er aussehen soll, sagte Schäuble nicht. Nur dass er den bestehenden Euro-Rettungsfonds ESM dafür umbauen wolle. Vor der Bundestagswahl werde aber nichts passieren. „Aber das rückt näher. Wie so vieles näher rückt“, sagte der Minister zweideutig. Und dass er die Einrichtung eines solchen Fonds erwähnt habe, um die Diskussion im Internationalen Währungsfonds über Griechenland zu erleichtern: „Habt euch nicht so. Es ist ein Ende absehbar“, rief Schäuble den Experten zu, die ihre Büros in Washington haben.

Es gibt Alternativen zum IWF

Seit Wochen wird darum gerungen, ob sich der IWF am laufenden Hilfsprogramm für Griechenland beteiligt. Bis jetzt zögert der Fonds, dafür waren die Erfahrungen bisher zu schlecht. Im Juli braucht Athen wieder frisches Geld. Allerdings konnte Griechenland am Freitag einen mit vier Prozent des Bruttoinlandsproduktes unerwartet großen Primärüberschuss (ohne Zinskosten) vermelden. Geplant war nur ein Plus von 0,5 Prozent. IWF-Chefin Christine Lagarde mahnte, mit den Reformen weiterzumachen und noch mehr Schulden abzubauen.

Was Schäuble ebenso im Blick hat, ist die Bundestagswahl. CDU und CSU hatten vor zwei Jahren einem weiteren Hilfsprogramm nur zugestimmt, weil der IWF dabei sein sollte. Weigert sich der Fonds, müsste der Bundestag neu entscheiden und Schäuble hätte ein Problem. „Ich kann dazu nicht raten“, sagte er in Washington. Der Vorschlag, einen EWF zu gründen, dürfte also ein doppelter Hinweis sein: an den IWF, die Diskussion zu beenden. Und an die eigenen Leute, dass es notfalls Alternativen gibt.

Das ist das aktuelle Bundeskabinett

Die Bundesregierung von Kanzlerin Angela Merkel umfasst 14 Ministerien. Wir zeigen, welche Köpfe an der Spitze der Ministerien stehen. Angela Merkel (CDU) ist seit 2005 Bundeskanzlerin und leitet damit das Kabinett.
Die Bundesregierung von Kanzlerin Angela Merkel umfasst 14 Ministerien. Wir zeigen, welche Köpfe an der Spitze der Ministerien stehen. Angela Merkel (CDU) ist seit 2005 Bundeskanzlerin und leitet damit das Kabinett. © Getty Images | Sean Gallup
Sigmar Gabriel (SPD) wechselte im Januar 2017 ins Außenministerium.
Sigmar Gabriel (SPD) wechselte im Januar 2017 ins Außenministerium. © REUTERS | REUTERS / AZAD LASHKARI
Frank-Walter Steinmeier (SPD) ist am 12. Februar 2017 zum zwölften Bundespräsidenten gewählt worden. Er war zuvor Außenminister.
Frank-Walter Steinmeier (SPD) ist am 12. Februar 2017 zum zwölften Bundespräsidenten gewählt worden. Er war zuvor Außenminister. © REUTERS | REUTERS / FABRIZIO BENSCH
Brigitte Zypries (SPD) ist seit 2017 die neue Bundesministerin für Wirtschaft und Energie im Kabinett Merkel III. Sie beerbt damit Sigmar Gabriel.
Brigitte Zypries (SPD) ist seit 2017 die neue Bundesministerin für Wirtschaft und Energie im Kabinett Merkel III. Sie beerbt damit Sigmar Gabriel. © dpa | Sebastian Kahnert
Thomas de Maizière (CDU) steht an der Spitze des Bundesministeriums für Inneres.
Thomas de Maizière (CDU) steht an der Spitze des Bundesministeriums für Inneres. © REUTERS | JOACHIM HERRMANN
Heiko Maas (SPD) trifft die Entscheidungen im Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz.
Heiko Maas (SPD) trifft die Entscheidungen im Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz. © imago | M. Popow
Wolfgang Schäuble (CDU) leitet das Bundesministerium für Finanzen.
Wolfgang Schäuble (CDU) leitet das Bundesministerium für Finanzen. © picture alliance / Christina Sab | dpa Picture-Alliance / Christina Sabrowsky
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales wird geleitet von Andrea Nahles (SPD).
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales wird geleitet von Andrea Nahles (SPD). © dpa | Soeren Stache
Christian Schmidt (CSU) ist Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft.
Christian Schmidt (CSU) ist Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft. © dpa | Daniel Karmann
Ursula von der Leyen (CDU) ist als Bundesministerin für Verteidigung die Chefin der Bundeswehr.
Ursula von der Leyen (CDU) ist als Bundesministerin für Verteidigung die Chefin der Bundeswehr. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Axel Heimken
Katarina Barley (SPD) steht seit dem 2. Juni 2017 an der Spitze des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Katarina Barley (SPD) steht seit dem 2. Juni 2017 an der Spitze des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. © picture alliance / NurPhoto | dpa Picture-Alliance / Emmanuele Contini
Sie trat die Nachfolge von Manuela Schwesig (SPD) an, die seit Juli 2017 Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns ist.
Sie trat die Nachfolge von Manuela Schwesig (SPD) an, die seit Juli 2017 Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns ist. © dpa | Michael Kappeler
Hermann Gröhe (CDU) ist Bundesgesundheitsminister.
Hermann Gröhe (CDU) ist Bundesgesundheitsminister. © dpa | Jörg Carstensen
Alexander Dobrindt ist Chef des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur.
Alexander Dobrindt ist Chef des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur. © dpa | Kay Nietfeld
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit ist Barbara Hendricks (SPD) unterstellt.
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit ist Barbara Hendricks (SPD) unterstellt. © epd | Andreas Schoelzel
Johanna Wanka (CDU) ist Leiterin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
Johanna Wanka (CDU) ist Leiterin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. © dpa | Bernd von Jutrczenka
Gerd Müller (CSU) steht an der Spitze des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Gerd Müller (CSU) steht an der Spitze des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. © picture alliance / Rainer Jensen | dpa Picture-Alliance / Rainer Jensen
Peter Altmaier (CDU) ist Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister für besondere Aufgaben.
Peter Altmaier (CDU) ist Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister für besondere Aufgaben. © picture alliance / Michael Kappe | dpa Picture-Alliance / Michael Kappeler
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Zurückhaltend reagierte der Vizechef der Unionsfraktion im Bundestag, Ralph Brinkhaus: „Perspektivisch ist es wichtig, dass wir uns hier in Europa auf eigene Beine stellen“, sagte er dieser Redaktion. „Im Moment schätzen wir die Expertise des IWF noch sehr.“ Unabhängig von der Diskussion um Griechenland gibt es Befürworter eines EWF. Bundesbankpräsident Jens Weidmann sagte in Washington, dieser „könnte eine Rolle spielen bei der Überwachung der Haushalte der Euro-Staaten.“ Bislang ist dies die Aufgabe der EU-Kommission. Entsprechend groß dürfte deren Widerstand sein.