Berlin. Seit dem Rana-Plaza-Unglück sind transparente Lieferketten großes Thema. Doch viele Textilhersteller blocken, warnen Menschenrechtler.

  • Umweltschützer verlangen, dass Produzenten Daten zu Lieferanten preisgeben, doch viele tun dies nicht
  • Als positive Beispiele für Transparenz nennt Human Rights Watch Adidas, Puma, Aldi und Lidl
  • Schwarze Schafe seien Desigual, Mango, KiK, Hugo Boss und Primark

Vier Jahre nach dem Einsturz des Fabrikhochhauses Rana Plaza in Bangladesch beklagen Menschenrechtler weiter mangelnde Transparenz bei den Lieferketten von Modelabels. „Es sind immer noch nicht genug Textilfirmen bereit, offenzulegen, mit welchen Subunternehmen sie zusammenarbeiten und wo sie ihre Textilien herstellen lassen“, sagte der Sprecher von „Human Rights Watch“, Michael Büttner, in Berlin.

Die Menschenrechtsorganisation veröffentlichte am Donnerstag eine Studie. Als positive Beispiele in Sachen Transparenz werden unter anderem die Unternehmen Adidas, Puma, Aldi, Lidl, Tchibo und Benetton genannt. „Doch da gibt es ein paar schwarze Schafe“, sagte Büttner. Dazu gehören etwa die Marken Desigual, Mango, KiK, Hugo Boss und Primark. Für die Studie wurden 72 Firmen der Textil- und Schuhbranche unter die Lupe genommen und befragt.

1100 Tote und 2000 Verletzte bei Einsturz von Rana Plaza 2013

Beim Einsturz des Rana-Plaza-Hochhauses in Bangladesch am 24. April 2013 waren mehr als 1100 Beschäftigte von Textilfirmen getötet worden. Mehr als 2000 wurden verletzt. Die Produktion war trotz bekannter Baumängel fortgesetzt worden. 2012 waren bei Fabrikbränden in Pakistan und Bangladesch mehr als 350 Mitarbeiter umgekommen. Alle Fabriken belieferten auch den internationalen Markt.

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Seitdem fordern Menschenrechtler, Gewerkschafter und Politiker die umfassende Offenlegung von Lieferketten. Nur so seien zum Beispiel in Asien Arbeitsbedingungen, Bausicherheit Gesundheits- und Umweltstandards von unabhängiger Seite zu überprüfen.

Manche Unternehmen blocken aus Wettbewerbsgründen

„Human Rights Watch“, die „Clean Clothes Campaign“, der Internationale Gewerkschaftsbund und weitere Gruppierungen verlangen die Nennung der Zulieferfirmen mit Namen und Adresse, Zahl der Beschäftigten und Art der hergestellten Produkte.

Einige Firmen wie der Textildiscounter KiK lehnten solche Forderungen laut der Studie aus Wettbewerbsgründen ab. Büttner lässt dies nicht gelten: „Sogar Marktführer sind zur Offenlegung bereit.“ In der Studie „Follow the Thread“ (Folge dem Faden) wird das Unternehmen Esprit zur Transparenz bei Lieferketten mit der Aussage zitiert: „Diese Informationen preiszugeben, ist für viele Firmen nicht angenehm, aber es ist an der Zeit, es zu tun.“ (epd)