Peking. In Peking leben inzwischen mehr Milliardäre als in New York. Doch viele sind geizig. Gemeinnütze Projekte liegen ihnen nicht am Herzen.

In keinem Land gibt es so viele Superreiche wie in China. Wie aus der jüngsten Hurun-Reichenliste des in Schanghai lebenden Briten Rupert Hoogewerf hervorgeht, gibt es in der Volksrepublik inzwischen 594 Dollar-Milliardäre. Die Zahl der Millionäre liegt gar bei mehr als 2,05 Millionen. In der Hauptstadt Peking leben inzwischen sogar mehr Milliardäre als in New York.

Doch was die Spendenbereitschaft angeht, sieht es bislang äußerst mau aus. Gerade einmal 81 der rund 600 Milliardäre seien im vergangenen Jahr bereit gewesen, Geld für gemeinnützige Zwecke auszugeben. Dem Ranking der britischen Charities Aid Foundation (CAF) zufolge belegt China von insgesamt 145 untersuchten Ländern gerade einmal den vorletzten Platz. Selbst in Angola, Nepal oder Burundi spenden die Menschen relativ zu ihrem Einkommen mehr als in China.

Selbst in Indien ist Spendenbereitschaft höher

Das US-Wirtschaftsmagazin Forbes hat ausgerechnet, dass die Chinesen 2016 nicht einmal bereit waren, 0,03 Prozent ihrer jährlichen Wirtschaftsleistung für wohltätige Zwecke auszugeben. Die Deutschen spendeten im selben Jahr rund 1,7 Prozent, die US-Amerikaner fast zwei Prozent. Selbst in Indien ist die Spendenbereitschaft mit rund einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts deutlich höher als in China.

Ein Grund für die geringe Spendenbereitschaft: Die meisten wohlhabenden Chinesen sind noch nicht sehr lange reich. Sie haben ihr Vermögen in sehr kurzer Zeit gemacht. Viele fürchten: So schnell sie das Geld verdient haben, so rasch kann es wieder weg sein.

Zudem vertrauen viele Chinesen weder ihren staatlichen Institutionen, noch den wenigen privaten Initiativen. Mehrere Fälle wurden bekannt, in denen die Initiatoren mit dem eingesammelten Spendengeld durchbrannten. Philanthropie ist in China zudem nur wenig verankert. Geholfen wird vorwiegend der eigenen Sippschaft.

Unter Mao gab es in China offiziell keine Armut

Einzig der Kommunismus lässt Rückschlüsse auf den Geiz der Chinesen zu. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren unter dem Kommunistenführer Mao Tse-tung gab es in China offiziell keine Armut. Deswegen durfte es auch keine unabhängigen Hilfsorganisationen geben. Auch nach der wirtschaftlichen Öffnung in den Achtzigerjahren hielt sich der Gedanke, der Staat würde sich schon um die Notbedürftigen kümmern. In Russland haben die kommunistischen Herrscher den Bürgern ebenfalls über Jahre vorgetäuscht, dass es keine Arme gebe. Im CAF-Index rangiert Russland nur 15 Plätze vor China.

China liegt unter einer Smog-Glocke

Smog-Alarm in China: Das Land liegt seit dem Jahreswechsel unter einer giftigen Nebel-Glocke.
Smog-Alarm in China: Das Land liegt seit dem Jahreswechsel unter einer giftigen Nebel-Glocke. © REUTERS | CHINA STRINGER NETWORK
In Peking wurde die zweithöchste Smog-Alarmstufe „Orange“ ausgerufen. Die Stadt ist unter dem Dunst kaum noch zu erkennen.
In Peking wurde die zweithöchste Smog-Alarmstufe „Orange“ ausgerufen. Die Stadt ist unter dem Dunst kaum noch zu erkennen. © REUTERS | CHINA STRINGER NETWORK
Mindestens 30 Autobahnen wurden chinesischen Medien zufolge wegen zu schlechter Sicht gesperrt.
Mindestens 30 Autobahnen wurden chinesischen Medien zufolge wegen zu schlechter Sicht gesperrt. © REUTERS | CHINA DAILY
In Peking ergaben Messungen für gefährlichen Feinstaub Werte von über 300 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft – das Zwölffache des Grenzwertes der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
In Peking ergaben Messungen für gefährlichen Feinstaub Werte von über 300 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft – das Zwölffache des Grenzwertes der Weltgesundheitsorganisation (WHO). © REUTERS | CHINA STRINGER NETWORK
Das öffentliche Leben kam nahezu zum Erliegen.
Das öffentliche Leben kam nahezu zum Erliegen. © REUTERS | ALY SONG
Wer sich bei dem Smog noch ins Freie wagt, trägt Mundschutz.
Wer sich bei dem Smog noch ins Freie wagt, trägt Mundschutz. © REUTERS | CHINA STRINGER NETWORK
Manche Chinesen trotzten der Luftverschmutzung und machten weiterhin ihre Morgenübungen.
Manche Chinesen trotzten der Luftverschmutzung und machten weiterhin ihre Morgenübungen. © dpa | Lu Qijian
Der Fahrradfahrer ist dank roter Jacke noch zu erkennen. Das Auto im Hintergrund geht im Smog unter. Umweltorganisationen fordern China auf, endlich etwas gegen die Luftverschmutzung zu tun.
Der Fahrradfahrer ist dank roter Jacke noch zu erkennen. Das Auto im Hintergrund geht im Smog unter. Umweltorganisationen fordern China auf, endlich etwas gegen die Luftverschmutzung zu tun. © dpa | Wang Jilin
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Umso überraschter waren viele Chinesen über sich selbst, als beim großen Erdbeben 2008 in der südwestchinesischen Provinz Sichuan Millionen Menschen bereit waren, spontan zu helfen. Beim verheerenden Taifun Haiyan 2013 auf den benachbarten Philippinen mit mehr als Zehntausend Toten war die Anteilnahme allerdings gering.

Doch offenbar ist der weit verbreitete Geiz der chinesischen Führung nun selbst peinlich. Sie hat im Herbst 2016 ein neues Spendengesetz verabschiedet. Dieses gestattet privaten Organisationen wieder, Spenden zu sammeln. Sie müssen sich dafür jedoch registrieren lassen. Und es soll auch steuerliche Anreize für Unternehmen oder Vermögende geben, die spenden.