Frankfurt. Erste Sparkassen und Volksbanken kassieren, wenn der Kunde sich mit Barem versorgen will. Vielen hilft nur der Wechsel des Instituts.

Kostenfrei Bargeld abheben, also an das eigene Geld auf dem Girokonto gelangen, das gehörte bisher zu den als selbstverständlich angesehenen Dienstleistungen, die die Filialbank ihrem Kunden anbietet. Seit einigen Tagen ist klar: Geldhäuser, allen voran einige Sparkassen und Genossenschaftsbanken, nehmen auch die Bargeldversorgung ihrer eigenen Kunden nicht aus, wenn sie ihre Gebührenstrukturen überprüfen.

Das gilt, wie das Finanzportal Biallo.de ermittelte, für 20 Sparkassen, die für jede Barabhebung ihrer Kunden am Geldautomaten der Sparkassengruppe eine Gebühr berechnen. Bei 23 weiteren ist die Zahl der kostenfreien Abhebungen auf zwei bis fünf im Monat begrenzt; dann wird eine Gebühr fällig. Auch einzelne Volksbanken nehmen inzwischen dafür Gebühren: Der „Badischen Zeitung“ zufolge etwa die Volksbank Lahr oder die VR-Bank Schopfheim-Maulburg.

Es gibt kaum noch kostenlose Girokonten

Sowohl Sparkassen als auch Volksbanken erklären, es komme auf das Kontomodell an. Das aber, so teilt der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) mit, werde von jedem Institut „in eigener geschäftspolitischer Verantwortung“ entschieden. Immerhin, darauf verweist der Bundesverband Volks- und Raiffeisenbanken (BVR), müsse die Bank bei der Abhebung anzeigen, dass diese ein Entgelt koste. Wenn sie das unterlasse, könne der Kunde Klage erheben. Bisher aber hätten die Kunden Verständnis dafür gezeigt, dass die In­stitute generell ihre Gebühren „anpassen“ müssten, hatte BVR-Präsident Uwe Fröhlich Mitte März noch gesagt.

Die Banken vermeiden zwar, ihren Kunden direkt die Strafzinsen der Europäischen Zentralbank weiterzugeben – also Geld dafür zu verlangen, dass ein Kunde Geld bei der Bank liegen hat. Eine Ausnahme sind einige Großkunden. Doch dafür werden kaum noch kostenlose Girokonten angeboten. Entweder zahlt der Kunde etwa je Überweisung eine Gebühr oder er entrichtet monatlich eine Pauschale.

Infrastruktur muss bezahlt werden

Eine Sparkasse in Frankfurt am Main (Hessen).
Eine Sparkasse in Frankfurt am Main (Hessen). © dpa | Arne Dedert

Gerade die kleinen Banken klagen seit Jahren lautstark über die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die dazu führt, dass das bisher so einträgliche Zinsgeschäft nicht mehr so viel Gewinn abwirft. Dienstleistungen, für die vor etwa zwei Jahrzehnten die Gebühren abgeschafft wurden, um im Wettbewerb besser dazustehen, werden nun wieder überprüft – etwa die Bargeldversorgung. Sie verursacht nicht nur wegen der EZB Kosten. Die Infrastruktur muss bezahlt werden: Geldautomaten müssen aufgestellt, gewartet und bewacht werden, jeder einzelne Automat kostet eine Bank nach Schätzung von Experten zwischen 5000 und 10.000 Euro pro Jahr.

Deshalb haben die Banken ein Interesse daran, dass ihre Kunden sich nicht zu häufig und vor allem nicht mit zu kleinen Beträgen am Automaten mit Geld versorgen. „Die Banken wollen ihre Kunden erziehen, mehr mit Karte zu bezahlen“, vermutet Josefine Lietzau vom Verbraucherportal Finanztip. Bei einzelnen Instituten wie etwa der DKB wird ein Mindestbetrag vorgeschrieben, um kostenlos an Bargeld zu kommen.

Zu häufig zum Geldautomaten gegangen

Auch junge, moderne Banken wie N26, eine Smartphone Bank mit eigentlich kostenlosem Konto, hatte im vergangenen Jahr sogar 500 Kunden gekündigt, weil diese zu häufig zum Geldautomaten gegangen waren. Denn die Idee der mobilen Bank ist ja, dass die Kunden mit App oder Karte zahlen. Allerdings gehört auch die Girocard, früher EC-Karte, nicht mehr unbedingt kostenfrei zu einem Girokonto dazu. So erhebt etwa die Sparda-Bank West seit einigen Monaten eine Jahresgebühr von zehn Euro dafür.

Die Akzeptanz für das bargeldlose Bezahlen sei in den vergangenen Jahren gestiegen, sagt Lietzau von Finanztip. Seit die Kreditkartengebühren für die Händler gedeckelt wurden, seien diese eher bereit, Kreditkartenzahlungen zu akzeptieren. Das kontaktlose Bezahlen mit dem Smartphone oder einer mit einem NFC-Chip versehenen Karte dürfte den Trend zum bargeldlosen Zahlen weiter befördern, glaubt sie. Allerdings steht diese Technologie in Deutschland noch am Anfang.

Die verschiedenen Kontomodelle sind häufig sehr komplex

Wer lieber bar bezahlen möchte ohne Gebühren, dem bleiben verschiedene Möglichkeiten: Man sollte bei seiner Filialbank nachfragen, welches Kontomodell am besten geeignet ist. „Die Kontomodelle sind häufig so komplex, dass der einzelne Kunde das kaum leisten kann“, sagt Finanztip-Expertin Lietzau. Viele Banken böten etwa reine Onlinekonten an. Notfalls müsse man zu einer anderen Bank wechseln.

Verschiedene Direktbanken ermöglichen ihren Kunden etwa europa- oder gar weltweit kostenlose Bargeldabhebungen. Sie erstatten ihren Kunden diese Kosten, weil viele nicht über ein eigenes Geldautomatennetz verfügen, die Nutzung der Automaten für „Fremdkunden“ aber ohnehin mit einer Gebühr belegt ist. Außerdem bieten viele Supermärkte oder Tankstellen kostenlose Barabhebungen an, sobald man etwa für mehr als 20 Euro einkauft.