New York . In Europa lässt die Europäische Zentralbank die Zügel weiter locker. In den USA verschärft die Federal Reserve dagegen die Geldpolitik.

Die Produktion brummt, die Börse galoppiert, der Arbeitsmarkt boomt: Die US-Wirtschaft kennt im Moment nur eine Richtung: Es geht nach oben. Was sich Donald Trump wenig verwunderlich auf die Fahnen schreibt, dürfte in Wahrheit vielmehr Ergebnis einer längerfristigen Entwicklung sein. Die Notenbank sah sich zu einem weiteren Zinsschritt veranlasst. Die wichtigsten Fragen zur US-Geldpolitik.

Was hat die Notenbank beschlossen?

Die US-Notenbank Fed hat den Leitzins erstmals in diesem Jahr angehoben und will 2017 noch zwei Mal nachlegen. Er steigt um einen Viertelpunkt und liegt nun in einer Spanne von 0,75 und 1,0 Prozent. Wie aus den neuen Prognosen der Währungshüter hervorgeht, rechnen sie für das Jahresende mit einem Zinsniveau von 1,375 Prozent. Dies entspricht noch zwei weiteren Schritten nach oben.

Was bedeutet die Zinserhöhung für die US-Wirtschaft?

Die größte Volkswirtschaft der Welt soll mit der Zinsanhebung vor einem Überhitzen bewahrt werden. Kommt Geld zu billig, also mit zu niedrigen Zinsen auf den Markt, drohen Blasen zu entstehen - etwa bei Immobilien, die künstlich immer teurer werden, weil der Markt mit billigen Krediten leergekauft wird. Platzt die Blase, ist der Wertverfall umso größer. Das will die Fed verhindern. Schließlich war es eine US-Immobilienblase, die 2008 in die tiefste Wirtschafts- und Finanzkrise der neueren Geschichte geführt hat. „Wir erwarten, dass die Volkswirtschaft die nächsten Jahre moderat weiter wächst“, sagte Fed-Chefin Janet Yellen.

Kann der US-Präsident Donald Trump mit der Geldpolitik der Fed leben?

Teils, teils. Einerseits will Trump Amerika „Great Again“ machen. Eine schwache Währung käme ihm dabei gelegen, weil die US-Firmen exportieren könnten - und von Trump ungeliebte Importe tendenziell teurer würden. „Die langfristige Stärke des Dollar ist sehr wichtig“, sagt zwar der Finanzminister und frühere Investmentbanker, Steven Mnuchin. Trump verfolgt aber eigentlich ganz andere Ziele: Er will das immense Handelsdefizit der USA vor allem gegenüber China, aber auch Ländern wie Japan und Deutschland, dezimieren. Ein zu starker Dollar verteuert US-Exporte ins Ausland und macht sie somit auf dem Weltmarkt weniger wettbewerbsfähig. Exporte anderer Länder wie Deutschland werden eher begünstigt.

Wie wirkt sich die Geldpolitik auf die Schulden der USA aus?

Trump und seine Regierung müssen mit den enormen Staatsschulden der USA zurechtkommen. Die Schuldenobergrenze ist am Donnerstag erreicht. Es muss etwas geschehen. Tendenziell drosseln höhere Zinsen die Wirtschaft, was dem Schuldenabbau etwa durch höhere Steuereinnahmen nicht unbedingt dienlich ist. Die Fed hat angedeutet, dass sie bei anhaltend guter Konjunktur in diesem Jahr noch dreimal die Zinsen hochschrauben könnte. Das Weiße Haus wird das skeptisch sehen.

Lässt sich die Notenbank vom Weißen Haus beeinflussen?

Offiziell ist die Federal Reserve unabhängig und trifft ihre Entscheidungen ausschließlich nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten - nicht nach politischen. Andererseits: Viele Experten gehen davon aus, dass Janet Yellen, die von Trumps Vorgänger Barack Obama eingesetzt worden war, keine weitere Amtszeit vergönnt sein wird. Ihr Vertrag läuft 2018 aus. Dann könnte Trump jemanden ins Amt holen, auf den er zumindest hinter den Kulissen mehr Einflussmöglichkeiten besitzt. Das gilt besonders dann, wenn die Fed die Ankündigung ihres aggressiveren Zinskurses wahr machen sollte.

Was bedeutet die bevorstehende US-Zinserhöhung für Deutschland und Europa?

Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank ist abgekoppelt von der US-Notenbank, wenngleich die USA natürlich ein nicht zu übersehender Signalgeber sind. Vor allem auf dem Finanzsektor in Deutschland mehren sich die Stimmen, die fordern, dass EZB-Chef Mario Draghi nicht allzu lange abwartet. Dann hätten Sparer wieder mehr von ihrem Geld, aber Häuslebauer müssten mehr Zinsen für ihre Hypotheken zahlen. Die Banken in der Eurozone leiden unter den niedrigen Zinsen. Allerdings ist die Wirtschaft mit der massiven Arbeitslosigkeit in Südeuropa eigentlich noch nicht so weit. Draghi kündigte erst vergangene Woche an, dass die Anleihekäufe der EZB zunächst weitergehen sollen - das Gegenteil einer Zinserhöhung. (dpa)