Berlin. Die Digitalwährung Bitcoin hat ein neues Rekordhoch erklommen. Kann die digitale Währung ihr Image als Nerd-Instrument abstreifen?

Lange galt die Digitalwährung Bitcoin als exotisch. Außer einigen Computernerds konnte und wollte fast niemand etwas mit dem Bezahlmittel aus dem Netz anfangen. Nun aber haben sich die Zeiten an den Finanzmärkten geändert. Auch Investoren interessieren sich auf einmal brennend für Bitcoins – und treiben ihren Kurs steil nach oben. Neuester Höhepunkt: Zum ersten Mal in ihrer Geschichte ist die Krypto-Währung mehr Wert als Gold.

Am Donnerstag stieg der Bitcoin-Kurs über drei Prozent und erreichte bei 1269 US-Dollar einen neuen Rekordwert. Der Goldpreis sackte hingegen um fast zwei Prozent auf 1230 US-Dollar pro Feinunze ab. Am Freitag legte der Wert eines Bitcoins weiter zu auf bis zu 1274 US-Dollar.

Bitcoin als „Gold 2.0“

Mit solchen Großrechnern werden Bitcoins geschürft (Archiv).
Mit solchen Großrechnern werden Bitcoins geschürft (Archiv). © REUTERS | © Reuters Staff / Reuters

Zwar ist fraglich, ob sich zwei derart unterschiedliche Anlagemittel auf diese Weise miteinander vergleichen lassen. Dennoch sehen manche darin einen Ritterschlag für die digitale Währung. Das „Wall Street Journal“ etwa schrieb vom „Gold 2.0“. Bitcoin als sicherer Anlage-Hafen, um das Ersparte digital aufzubewahren. Doch wie nachhaltig der Kursanstieg ist, bleibt unter Experten umstritten.

Bitcoin funktioniert ganz anders als normale Währungen. Er wird nicht von einer Notenbank herausgegeben, sondern im Internet von Programmierern in einem komplizierten Verfahren „geschürft“: „Mining“ nennt man den Prozess. Dabei berechnen Computer mathematische Algorithmen und verdienen dadurch für ihre Programmierer Bitcoin.

Chinesen und Inder treiben den Kurs

Auch kontrolliert keine Notenbank die Menge der Währung. Bitcoin wird dezentral über Datenbanken im Netz, die sogenannte Blockchain, verwaltet. Die Anzahl ist dabei begrenzt. Damit die Bitcoin-Menge nicht zu stark steigt, werden die „Schürfverfahren“ immer aufwendiger, auch reduziert sich die Menge der durchs Schürfen verdienbaren digitalen Münzen stetig. Zudem gibt es eine Obergrenze: Mehr als 21 Millionen Bitcoin können nicht hergestellt werden. Experten schätzen, dass derzeit 16 Millionen Einheiten im Umlauf sind.

Um dem schwachen chinesischen Yuan zu entkommen, legen Chinesen ihr Geld in Bitcoins an.
Um dem schwachen chinesischen Yuan zu entkommen, legen Chinesen ihr Geld in Bitcoins an. © REUTERS | KIM KYUNG-HOON

Das Prozedere wirkt ungewöhnlich, macht es für manche Anleger aber zur perfekten Alternative zu klassischen Geldmitteln. Besonders Chinesen und Inder treiben damit derzeit die Nachfrage – und damit den Preis. Da der chinesische Staat mit strengen Devisenkontrollen versucht, die Kapitalflucht aus dem Yuan zu unterbinden, ist Bitcoin für vermögende Chinesen eine willkommene Möglichkeit, ihr Geld außer Landes zu schaffen.

Professor: Bitcoins legen Schmuddel-Image ab

Nun treiben auch noch Spekulationen in den USA den Kurs in die Höhe. Anleger setzen darauf, dass die US-Börsenaufsicht am 11. März einen ersten Indexfonds (ETF) auf den Bitcoin-Wert erlaubt. Das Ansehen der Cyberwährung könnte dadurch deutlich steigen. „Bitcoins legen das Schmuddel-Image langsam ab“, sagt Professor Philipp Sandner von der Frankfurt School of Finance and Management. „Die Genehmigung des ETF hätte eine Signalwirkung und das Vertrauen in die Krypto-Währung würde stark zunehmen.“

Anleger müssten die Digitalwährung dann zudem nicht mehr auf komplizierte Weise im Netz erstehen, sondern könnten über ein gewöhnliches Investment bei ihrer Bank am Bitcoin-Hype teilhaben. „Wenn man über ganz normale Anlageformen in Bitcoin investieren kann, würden sehr viel mehr Leute ihr Geld so anlegen“, sagt Franz Nees, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Karlsruhe.

Die Kurse könnten noch stark steigen

Mit Spannung erwarten Investoren daher das Urteil aus den USA. Sollte es dazu kommen, wäre das Interesse riesig, ist sich FinTech-Analyst Spencer Bogart von der Investmentbank Needham & Co sicher. „Allein in der ersten Woche nach dem Start des ETF könnten ihm rund 300 Millionen Dollar zufließen und der Bitcoin-Kurs würde massiv steigen – und das ist noch konservativ geschätzt.“

Doch auch bei einem „Go“ von der US-Börsenaufsicht bleibt die Digitalwährung eine riskante Anlage, meint Artus Krohn-Grimberghe, Junior-Professor für Wirtschaftsinformatik in Paderborn: „Bitcoin ist immer noch ein Hype. Die Schwankungen sind zehn oder mehr Prozent am Tag immer noch extrem hoch.“

Experte: Bitcoin bleibt ein Spekulationsobjekt

Auch Wirtschaftsprofessor Klaus Nees glaubt, „Bitcoin wird dauerhaft ein Spekulationsobjekt bleiben.“ Einen Unterschied zu Gold werde die Währung zudem nie überwinden: „Im Gegensatz zu Gold hat Bitcoin keinen realen Gebrauchswert.“ Im Vergleich zum „Gold 2.0“ bleibt das Edelmetall dann doch die sichere Alternative.