Bonn. Zwei Ex-Vorstände des Billigstromanbieters wurden wegen Insolvenzverschleppung verurteilt. Für die Richter war das eine Mammutaufgabe.

„Wo bleibt mein Geld?“ Viele geschädigte Kunden des insolventen Stromdiscounters Teldafax stellen immer wieder diese Frage und warten bis heute auf eine Antwort. Seit knapp sechs Jahren ist der ehemalige Billiganbieter von Strom und Gas aus Troisdorf bei Bonn pleite.

Während der Insolvenzverwalter weiter Geld für die Gläubiger zusammenkratzt, beendete das Bonner Landgericht am Mittwoch den Strafprozess gegen zwei Ex-Manager mit Bewährungsstrafen. Das Verfahren gegen einen dritten Ex-Vorstand war bereits Ende 2016 gegen Zahlung von 20.000 Euro eingestellt worden.

Der frühere Vorstandschef hatte im Prozess geschwiegen

Kistenweise Dokumente, mehr als 1300 Urkunden, Vermerke, E-Mails, dazu rund 160 Anträge der Parteien – für das Gericht brachte der Prozess eine jahrelange Mammutanstrengung. Den mehr als 500.000 betroffenen Kunden bleibt am Ende die Genugtuung, dass die Verantwortlichen schuldig gesprochen wurden – auch wenn keiner der Ex-Manager hinter Gitter muss.

Der Angeklagte ehemalige Teldafax-Manager Gernot K. im Landgericht in Bonn (Nordrhein-Westfalen).
Der Angeklagte ehemalige Teldafax-Manager Gernot K. im Landgericht in Bonn (Nordrhein-Westfalen). © dpa | Henning Kaiser

Der frühere Vorstandschef erhielt wegen Insolvenzverschleppung und Verletzung von Buchführungspflichten insgesamt 16 Monate Freiheitsstrafe. Er hatte im Prozess geschwiegen. Sein Vorstandskollege, der die Vorwürfe teils gestanden hatte, wurde mit elf Monaten auf Bewährung etwas milder bestraft. Außerdem kommen auf die Ex-Manager Sozialstunden, hohe Gerichtskosten teils in sechsstelliger Höhe und zahlreiche Zivilklagen von früheren Kunden zu. Jeweils zwei Monate der Strafe gelten wegen der langen Verfahrensdauer als verbüßt, heißt es im Urteil.

Die Teldafax-Pleite von 2011 gilt als einer der größten Firmenzusammenbrüche in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Über 500.000 Kunden wurden geschädigt. Teldafax arbeitete mit einem riskanten Geschäftsmodell, das günstige Strompreise mit Vorauszahlungen der Kunden finanzierte. Den Kunden wurde meist für drei Jahre ein günstiger Strompreis garantiert. Als 2008 der Strom-Einkaufspreis deutlich stieg, kam das Unternehmen in Schwierigkeiten. Nach den Feststellungen des Gerichts war Teldafax schon Mitte 2009 bis mindestens zum Jahresende insolvent. Ein Insolvenzantrag wurde aber erst Mitte 2011 gestellt.