Frankfurt/Main. Deutschland kaufte und verkaufte Waren im Wert von 170 Milliarden Euro in das asiatische Land. USA fallen auf Rang drei zurück.

Wichtigster Handelspartner Deutschlands sind nicht mehr die USA, sondern China – wenn auch nur mit knappem Vorsprung. Im vergangenen Jahr tauschten Deutschland und China Waren im Wert von knapp 170 Milliarden Euro aus. Auf Platz Zwei folgt nach den Zahlen des Statistischen Bundesamts Frankreich mit gut 167 Milliarden Euro vor den USA mit 165 Milliarden Euro. Frankreich war bis 2014 Deutschlands wichtigster Handelspartner und wurde erst 2015 von den USA abgelöst.

Das Abrutschen der USA, der weltgrößten Volkswirtschaft, hat nichts mit Donald Trump und seinen protektionistischen Bestrebungen zu tun: Er hat ja erst im Januar sein Amt als Präsident angetreten. „Es ist jedoch damit zu rechnen, dass sich die Verunsicherung, die die Äußerungen und der Kurs des neuen US-Präsidenten geschaffen haben, negativ auf Handel und Investitionen auswirkt“, sagte Anton Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA).

Deshalb plädiert er dafür, sich aktiv Asien zuzuwenden: „Angesichts der protektionistischen Pläne des neuen US-Präsidenten kann damit gerechnet werden, dass die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und China in Zukunft noch weiter ausgebaut werden“, glaubt Börner.

Wirtschaft Chinas wächst immer noch stark

China werde erst einmal die Spitzenposition behalten, glaubt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Die chinesische Wirtschaft wachse immer noch kräftiger als andere Länder, wenn auch nicht mehr zweistellig wie in den Boomjahren. Vor allem zu Beginn des vergangenen Jahres hatten Experten wegen eines langsameren Wirtschaftswachstums mit Sorge nach China geblickt.

Inzwischen hoffen viele Unternehmen wieder auf eine positive Entwicklung – aber sie sind immer noch unsicher, so etwa BASF, der größte Chemiekonzern der Welt. Die Autokonjunktur in China laufe derzeit gut, sagte BASF-Chef Kurt Bock, doch ob das im zweiten Halbjahr so bleibe, sei nicht sicher. Die Ludwigshafener beliefern die Autoindustrie mit Zubehör und Lacken.

Deutscher Außenhandel sieht in Trump Gefahr für die Wirtschaft

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    Das Bundeswirtschaftsministerium möchte einer Sprecherin zufolge die Zusammenarbeit mit China ausbauen, doch offenbar nicht um jeden Preis: „Wir machen gegenüber der chinesischen Regierung immer wieder deutlich, dass uns dabei faire Wettbewerbsbedingungen sehr wichtig sind.“ Fairer und freier Handel – den fordere Deutschland als offene Volkswirtschaft weltweit ein. Dass China auch nicht vor Handelsblockaden zurückschreckt, hatte es zuletzt immer wieder bewiesen.

    Chinesen übernahmen in einem Jahr 58 deutsche Firmen

    „In einer Zeit, in der sich die USA auf interne Belange konzentrieren, orientiert sich China mehr nach außen und könnte schneller eine weltweite Führungsposition erlangen“, sagt Michael Lai, Investment Director beim Schweizer Vermögensverwalter GAM.

    Auch durch Beteiligungen versuchen die Chinesen, ihre internationale Stellung zu stärken. Im vergangenen Jahr übernahmen sie allein 58 deutsche Firmen für insgesamt fast zwölf Milliarden Euro. Inzwischen sind auch Finanzinstitute interessant. Darüber könnten sie noch besser in Deutschland investieren, weil eine Finanzierung schneller abzuwickeln ist. Im anderen Fall müsste die chinesische Regierung Zukäufe genehmigen. Das dauere sehr lange, sagen Experten. Jüngstes Beispiel ist die Beteiligung des chinesischen Mischkonzerns HNA an der Deutschen Bank – wenn auch nur mit drei Prozent. An der Postbank soll ein chinesischer Immobilienentwickler interessiert sein. 2016 hatte die Beteiligungsgesellschaft Fosun die Privatbank Hauck & Aufhäuser zu mehr als 99 Prozent übernommen.