Essen/Frankfurt. Keine Ausschüttung an die Stammaktieninhaber: Wegen milliardenschwerer Abschreibungen streicht der Energiekonzern RWE die Dividende.

  • RWE hat erneut eine Nullrunde bei der Dividende angekündigt
  • Der Energiekonzern hatte seine Aktionäre auch schon im vergangenen Jahr enttäuschen müssen
  • Abschiebungen und Kosten für den Atomausstieg hatten dem Konzern ein Jahresminus von 5,7 Milliarden Euro eingebracht

Die Aktionäre des angeschlagenen Energieriesen RWE müssen sich für 2016 erneut auf eine Nullrunde bei der Dividende einstellen. Auf der Hauptversammlung am 27. April will der Vorstand eine Aussetzung der Dividende je Stammaktie vorschlagen, für jede Vorzugsaktie sollen 13 Cent gezahlt werden, wie der Konzern am Mittwoch in Essen mitteilte.

Die Folgekosten des Ausstiegs aus der Kernkraft und Abschreibungen auf die eigenen Kraftwerke haben RWE im vergangenen Jahr einen Milliardenverlust eingebrockt. Das Minus belief sich unter dem Strich auf 5,7 Milliarden Euro, wie der Versorger schrieb.

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    Grund für den hohen Verlust im vergangenen Geschäftsjahr sind unter anderem außerplanmäßige Abschreibungen von 4,3 Milliarden Euro wegen der niedrigen Großhandelspreise für Strom. Davon müssten rund 3,7 Milliarden Euro auf deutsche Kraftwerke und weitere Beträge auf Anlagen in Großbritannien, den Niederlanden und der Türkei abgeschrieben werden. Hinzu komme eine hohe Einmalbelastung aus dem Kernenergiefonds.

    Schon für 2015 hatte RWE mit Verweis auf die angespannte finanzielle Lage die Dividende je Stammaktie gestrichen und damit vor allen Dingen den Zorn der kommunalen Anteilseigner in Nordrhein-Westfalen auf sich gezogen. Viele Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen sind an RWE beteiligt. Sie drängten den Energieriesen noch zuletzt zu einer Wiederaufnahme der Dividendenzahlung.

    Finanzielle Einbußen für NRW-Kommunen

    „Wir sind tief enttäuscht“, sagte der Geschäftsführer des Verbandes der kommunalen RWE-Aktionäre, Ernst Gerlach. RWE hat aus historischen Gründen zahlreiche kommunale Eigner, die knapp ein Viertel der Aktien halten und ihre Dividendeneinnahmen fest in die Haushalte einplanen. Der Wegfall der Dividende summiert sich für die Kommunen auf eine Einbuße von rund 150 Millionen Euro.

    Für 2017 indes gelobt RWE Besserung: im kommenden Jahr will der Energiekonzern wieder 50 Cent je Stamm- und Vorzugsaktie ausschütten, und auch in den folgenden Jahren will RWE mindestens diesen Betrag zahlen. (dpa/rtr)