Frankfurt/Main. Carsten Kengeter wollte die Fusion der Handelsplätze in Frankfurt und London erreichen. Nun dürfte er mit diesem Plan scheitern.

Die Bilanz der Deutschen Börse tritt bei der Präsentation am Donnerstag wohl in den Hintergrund. Größeres Interesse dürften die Beobachter an der Zukunft der geplanten Börsenfusion mit der Londoner Börse haben – und am Schicksal des Deutsche-Börse-Chefs Carsten Kengeter. Gegen ihn laufen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Insiderhandel im Zusammenhang mit eben dieser geplanten Börsenfusion.

Die Zeichen stehen schlecht, dass die Fusion genehmigt wird. Da steht zum einen die Zustimmung der EU-Kommission aus, an deren Veto die letzte geplante Börsenfusion gescheitert war – 2011 wollte die Deutsche Börse die New York Stock Exchange übernehmen.

Es wäre nicht die erste gescheiterte Fusion

Auch gegen die fünf Jahre zuvor angedachte Fusion mit der Euronext sprach sich die EU-Kommission aus. Mit London hatte es ebenfalls zwei Anläufe zum Zusammengehen gegeben: Die scheiterten im Jahr 2000 an den Eigentümern der Londoner Börse, 2006 dann waren es die Großaktionäre der Deutschen Börse selbst, die letztlich eine Fusion vereitelten. Und nach jedem versuchten Zusammengehen war ein Aufatmen am Finanzplatz Frankfurt vernehmlich zu hören. Diese Bedenken versuchte Kengeter, der lange Jahre in London als Investmentbanker gearbeitet hatte, zwar immer wieder zu zerstreuen.

Zahlen, bitte: So lese ich eine Bilanz

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    Doch seine Versprechen hatte er schon in den vergangenen Monaten immer wieder relativiert, als er etwa dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) versicherte, die Sitzfrage sei noch offen, er kämpfe für Frankfurt – um dann bekannt zu geben, der Sitz der gemeinsamen Börse solle London sein. Kurz danach wurde der Vorwurf des Insiderhandels erhoben: Konkret ging es um 60.000 Anteile an der Deutschen Börse im Wert von 4,5 Millionen Euro, die Kengeter am 14. Dezember 2015 gekauft hatte.

    Landesregierung ist wegen Standortfrage verärgert

    Der Aufsichtsrat der Deutschen Börse sprach Kengeter zwar am 6. Februar sein „volles Vertrauen“ aus. Doch diese Vorwürfe dürften in der Politik nicht dazu beitragen, Vertrauen zu erwecken. Am Ende entscheidet die hessische Börsenaufsicht, also der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne), über die Fusion.

    Die hessische Landesregierung ist wegen der Standortfrage ohnehin verärgert. Nun könnte sie auch die Ermittlungen gegen Kengeter vorantreiben, wird kolportiert. Der Deutsche-Börse-Chef dürfte also verlieren mit seinem großen Fusionsvorhaben – auch wenn er eine gute Bilanz vorweisen kann.