Berlin. Junge Hartz-VI-Empfänger kommen schneller in Arbeit, wenn sie Leistungen gekürzt bekommen haben. Doch Sanktionen bergen auch Gefahren.

Leistungskürzungen führen bei jungen Hartz-IV-Beziehern, die sich schwere Verstöße gegen Auflagen zuschulden kommen ließen, einer Studie zufolge zu einer schnelleren Arbeitsaufnahme. Durch die erste Sanktion verdoppele sich der Anteil der unter 25-Jährigen, die in eine reguläre Beschäftigung wechselten, heißt es in einer Untersuchung des IAB-Forschungsinstituts der Bundesagentur für Arbeit vom Mittwoch.

Durch eine zweite Sanktion beschleunige sich die Beschäftigungsaufnahme nochmals. Dennoch empfehlen die Forscher eine Reform: Die im Vergleich zu Älteren besonders rigiden Leistungskürzungen führten auch dazu, dass junge Leute sich ganz vom Arbeitsmarkt zurückzögen. Dies könne durch eine Abmilderung der Sanktionen verringert werden.

Sanktionen setzen mit Kürzung um 30 Prozent ein

Für Unter-25-Jährige sind die Leistungskürzungen deutlich stärker als für ältere Bezieher von Arbeitslosengeld II (Hartz IV). Schon beim ersten schweren Verstoß – etwa die Ablehnung eines zumutbaren Jobangebots oder einer Teilnahme an einem Förderprogramm – wird der Regelbedarf von 409 Euro für einen alleinstehenden Erwachsenen gestrichen. Die Leistungen werden auf die Kosten für Miete und Heizung beschränkt.

Bei Älteren setzen die Sanktionen mit einer Kürzung um 30 Prozent ein. Die schärferen Regeln begründete die Bundesregierung 2011 unter anderem damit, dass gerade bei jungen Leuten die Weichen in Richtung des Arbeitsmarktes gestellt werden müssten.

Sanktionen können zu Obdachlosigkeit führen

Den Forschern zufolge zeigen die Sanktionen zwar die erhoffte Wirkung einer rascheren Arbeitsaufnahme. Die dabei erzielten Entgelte der ehemaligen Hartz-IV-Bezieher seien aber um rund fünf Prozent geringer als die Verdienste derjenigen, die ohne jede Sanktion eine Arbeit aufgenommen hätten. Manche zögen sich auch ganz vom Arbeitsmarkt zurück.

Mit den Sanktionen gingen zudem teils erhebliche Einschränkungen der Lebensbedingungen einher, die bis zur Wohnungslosigkeit führen könnten. Die Forscher plädieren daher für eine „Reform des Sanktionssystems, die sehr einschneidende Leistungsminderungen durch Sanktionen vermeidet, aber Anreize zur Arbeitsuche aufrechterhält“. (rtr)