Detroit/Hamburg. Der GM-Konzern verschiebt die Rückkehr seiner Tochter Opel in die Gewinnzone in Europa auf 2018. Der Verlust ist happig.

Opel hat die Rückkehr in die Gewinnzone 2016 verpasst und stellt sich auf ein weiteres Jahr in den roten Zahlen ein. Der Detroiter Mutterkonzern General Motors (GM) wies am Dienstag für das abgelaufene Jahr im Europageschäft einen Verlust von 257 Millionen Dollar (239 Millionen Euro) aus.

Damit wurde das Minus binnen Jahresfrist zwar um zwei Drittel eingedämmt. Das Ziel, erstmals seit 1999 wieder schwarze Zahlen zu schreiben, verfehlte Opel jedoch deutlich. Als Grund nannte Firmenchef Karl-Thomas Neumann Währungsturbulenzen nach dem britischen Referendum für einen EU-Austritt. „Ohne das Brexit-Votum und den Absturz des britischen Pfunds hätten wir ein positives Jahresergebnis erzielt.“

Zahlen, bitte: So lese ich eine Bilanz

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    „So viele neue Autos wie nie zuvor“

    Der US-Autobauer peilt nun an, im nächsten Jahr in Europa die Gewinnschwelle zu erreichen. Allerdings bleibt die Prognose vage. Man werde alles tun, um dies 2018 zu erreichen, sagte GM-Finanzvorstand Chuck Stevens. Für das laufende Jahr hält er wegen der negativen Währungseffekte eine Rückkehr in die Gewinne für unwahrscheinlich. „Wir investieren in unsere Zukunft, indem wir in diesem Jahr so viele neue Autos wie nie zuvor in unserer 155-jährigen Geschichte auf den Markt bringen“, fügte Opel-Chef Neumann hinzu.

    In Europa macht GM vor allem der Pfund-Verfall zu schaffen. Neumann hatte das für 2016 angepeilte Gewinnziel bereits im Herbst als große Herausforderung bezeichnet. Neben dem Brexit führte er damals auch Belastungen durch den bereits 2015 erfolgten Rückzug aus Russland an. Um gegenzusteuern, hatte Opel in der zweiten Jahreshälfte 2016 in Rüsselsheim und Eisenach Kurzarbeit eingeführt. Dennoch gelang es nur zum Teil, die negativen Währungseffekte von mehr als 300 Millionen Dollar wettzumachen.

    Hinter Ford zurückgefallen

    Mit dem Verlust im Europageschäft schnitt der nach Volkswagen und Toyota weltweit drittgrößte Autobauer schlechter ab als Ford. Der US-Rivale hatte den Vorsteuergewinn im abgelaufenen Jahr auf dem alten Kontinent auf 1,2 Milliarden Dollar fast vervierfacht.

    Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen macht dafür einen größeren Anteil an höherwertigen Fahrzeugen bei Ford als Grund aus. Bei Opel stünden kleinere Modelle wie Corsa, Adam und Astra für mehr als die Hälfte der Verkäufe. Bei Ford liege der Anteil von „Brot-und-Butter“-Fahrzeugen wie Ka, Fiesta und Focus nur bei 40 Prozent. Opel verkaufe zudem deutlich mehr Fahrzeuge mit Preisabschlag als die Konkurrenz, was zulasten der Margen gehe.

    GM will mehr Kosten einsparen

    Im Gesamtkonzern sorgte der Europaverlust mit dafür, dass der Nettogewinn im Schlussquartal um 70 Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar einbrach. Allerdings schlugen dabei auch Kosten für den Anlauf neuer Modelle zu Buche. Zudem war der Vorjahresgewinn aufgrund von einmaligen Steuereffekten besonders hoch ausgefallen.

    Im Gesamtjahr 2016 lag der GM-Gewinn bei 9,4 Milliarden Dollar knapp drei Prozent unter dem Vorjahr. Der Umsatz stieg zugleich um neun Prozent auf 166,4 Milliarden Dollar. GM kündigte an, sein Programm zur Kosten-Einsparung für den Zeitraum 2015 bis 2018 um eine Milliarde auf 6,5 Milliarden Dollar auszuweiten. (rtr)