Braunschweig. Die Behörden ermitteln gegen Martin Winterkorn wegen Betrugsverdachts. Der Ex-VW-Chef wehrt sich – und bleibt bei seiner Darstellung.

  • Der Staatsanwalt ermittelt gegen Ex-VW-Chef Winterkorn
  • Es geht um die leidige Abgas-Affäre des Autobauers
  • Winterkorn selbst ist sich keiner Schuld bewusst

Der frühere VW-Chef Martin Winterkorn bleibt bei seiner Darstellung, bis zum Bekanntwerden des Diesel-Skandals im September 2015 von illegalen Abgas-Manipulationen nichts gewusst zu haben.

Er habe die Einleitung eines weiteren Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Braunschweig „zur Kenntnis genommen“, teilten seine Anwälte am Freitag auf dpa-Anfrage mit. Er werde sich hierzu gegenüber den Ermittlungsbehörden äußern, sobald er die ihn „angeblich belastenden Umstände“ – Aussagen und Dokumente – genauer kenne.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 69-Jährigen nun auch wegen des Anfangsverdachts des Betruges. Es hätten sich „zureichende tatsächliche Anhaltspunkte“ dafür ergeben, dass Winterkorn früher als von ihm öffentlich behauptet Kenntnis von der manipulierenden Software und deren Wirkung gehabt haben könnte“.

Ermittlungen wegen Marktmanipulation

Bisher hatte die Staatsanwaltschaft gegen Winterkorn nur wegen des Verdachts der Marktmanipulation ermittelt, weil VW die Finanzmärkte möglicherweise zu spät über die milliardenschweren Risiken des Skandals informiert haben könnte.

Winterkorn war im September 2015 kurz nach Bekanntwerden des Skandals von der VW-Spitze zurückgetreten. Vor dem Abgas-Untersuchungssausschuss des Bundestages vor gut einer Woche hatte er abgestritten, bis zum Bekanntwerden des Diesel-Skandals von illegalen Abgas-Manipulationen bei dem Autobauer gewusst zu haben. „Es ist nicht zu verstehen, warum ich nicht frühzeitig und eindeutig über die Messprobleme aufgeklärt worden bin“, hatte der Ex-Manager gesagt.

Razzien in Wolfsburg und Braunschweig

Im Zuge der Ausweitung der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gab es auch Razzien. In dieser Woche seien insgesamt 28 Objekte mit Schwerpunkt im Bereich Wolfsburg, Gifhorn und Braunschweig durchsucht worden, erklärten die Ermittler. Anhaltspunkte für den neuen Verdacht dafür seien die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, insbesondere Erkenntnisse aus Vernehmungen von Zeugen und Beschuldigten sowie der Auswertung beschlagnahmter Dateien.

Zugleich weitete die Staatsanwaltschaft Braunschweig ihre Ermittlungen gegen verantwortliche Mitarbeiter von Volkswagen wegen der Manipulation von Abgaswerten bei Diesel-Fahrzeugen aus. Die Zahl Beschuldigten für diese Tat stieg von bisher 21 auf 37 Personen. Der Skandal um manipulierte Abgastests bei Dieselfahrzeugen hatte VW in eine schwere Krise gestürzt. (dpa)