Berlin. James Hogan hat die arabische Fluggesellschaft Etihad groß gemacht. Jetzt muss er gehen. Das wird auch für Air Berlin Folgen haben.

Es hat sich in den vergangenen Monaten schon angedeutet: James Hogan muss gehen. Der Mann, der Etihad in den vergangenen mehr als zehn Jahren von einer Regional- zu einer internationalen Fluggesellschaft ausgebaut hat, verlässt das Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte. Finanzchef James Rigney scheidet ebenfalls aus. Nachfolger werden gesucht. Die Personalien haben Folgen auch für Air Berlin – Etihad hat die zweitgrößte Fluggesellschaft Deutschlands nach der Lufthansa in den vergangenen Jahren mit Millionensummen in der Luft gehalten.

Offenbar hat der Eigentümer von Etihad, das Herrscherhaus des Emirats Abu Dhabi, genug: Hogans Kurs hat das Unternehmen zwar groß gemacht – für Etihad sind inzwischen 120 Langstreckenmaschinen unterwegs –, viele der Investitionen vor allem in Europa haben aber vor allem Geld gekostet und sind Sanierungsfälle, was sich in den vergangenen Jahren immer offensichtlicher zeigte. Etihad hat sich über die Jahre neben Air Berlin auch an Air Serbia und zuletzt an der schwer angeschlagenen italienischen Fluggesellschaft Alitalia beteiligt.

„Wiederbelebung des Unternehmens“

Die grundsätzliche Idee: Über die europäischen Partner viele Passagiere aus Europa in die Maschinen von Etihad bringen und ein weltweites Netz von den USA bis nach Asien spannen. Alitalia befindet sich in Dauersanierung – Italiens Regierung forderte gerade eine „Wiederbelebung des Unternehmens“. Air Berlin erweist sich als besonders teuer. Etihad hält etwas mehr als 29 Prozent und pumpte mehrfach Hunderte Millionen Euro in die mit inzwischen einer Milliarde Euro verschuldete, hochdefizitäre Fluggesellschaft.

Trotz der Hilfen gelang den Berlinern keine Wende. Air-Berlin-Chef Stefan Pichler, dessen zupackendes, aber zeitweise erratisches Naturell zuletzt mit Hogan nicht mehr harmonierte, musste gehen. Und jetzt trifft es auch Hogan, den Manager aus der Branche hinter vorgehaltener Hand als „etwas verrückt“ bezeichnen.

Etihad zieht sich womöglich aus Europa zurück

Die Etihad-Eigentümer jedenfalls planen offenbar eine neue Strategie, wie aus den etwas wolkigen Worten von Aufsichtsratschef Mohamed Mubarak Fadhel al-Mazrouei hervorgeht: „Wir müssen uns weiterentwickeln und unsere Kapitalbeteiligungspartnerschaften mit anderen Fluggesellschaften jeweils anpassen, auch wenn wir uns weiterhin unserer Strategie verpflichtet fühlen.“

Das kann bedeuten, dass sich Etihad wieder aus Europa zurückzieht. Darüber nachgedacht wird bereits, wie es in der Branche heißt. Air Berlin wird ohnehin zerlegt: Ein Teil der Flotte wird mit den Flugzeugen von TUIfly in einer neuen Ferienfluggesellschaft mit Sitz in Österreich zusammengelegt. 38 Flugzeuge werden langfristig inklusive Crew an Eurowings, die Billigflugtochter der Lufthansa, vermietet. Rest-Air-Berlin mit 75 Maschinen soll sich auf Langstrecken und die beiden Flughäfen Berlin und Düsseldorf konzentrieren.

Etihad und Lufthansa wollen enger zusammenarbeiten

Auf jeden Fall wollen Etihad und Lufthansa enger zusammenarbeiten. Bereits jetzt sind vier Gemeinschaftsflüge vereinbart. Das soll offenbar ausgebaut werden, ebenso ist eine Zusammenarbeit beim Catering geplant. Allerdings will Etihad nicht bei Lufthansa einsteigen: Man strebe keine Finanzbeteiligung an, meldete das Unternehmen vor einigen Tagen.

Ob die neue, geschrumpfte Air Berlin überlebt, ist unklar. Interesse an den Maschinen wird Lufthansa nachgesagt. Verhandelt wird aber wohl derzeit nicht. Lufthansa hat mit der Integration der geliehenen Air-Berlin-Maschinen und von Brussels Airlines in diesem Jahr ohnehin genug zu tun. Was danach kommt, ist offen. Der neue Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann kommt übrigens von Lufthansa.