Berlin. Laut einer Studie ist die soziale Ungleichheit stark gewachsen: Acht Männer haben demnach mehr Besitz als 3,6 Milliarden Menschen.

Acht Milliardäre besitzen einer Studie zufolge mehr Vermögen als die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Die weltweite soziale Ungleichheit sei weit dramatischer als bisher bekannt und nehme weiter zu, erklärte das Hilfswerk Oxfam zu einem am Montag veröffentlichten Bericht zum Weltwirtschaftsforum in Davos. Die Organisation fordert eine stärkere Besteuerung von Konzernen und großen Vermögen.

Die acht reichsten Männer der Welt besaßen der Studie zufolge 2016 zusammen 426 Milliarden US-Dollar (400 Milliarden Euro). Die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, 3,6 Milliarden Menschen, kam demnach auf insgesamt 409 Milliarden Dollar (384 Milliarden Euro).

Daten nicht 1:1 vergleichbar

Oxfam beruft sich auf Daten des Finanzkonzerns Credit Suisse und des US-Finanzmagazins „Forbes“. Zu den reichsten Männern gehören Bill Gates, Warren Buffet, Carlos Slim und Mark Zuckerberg. Auch wenn die Daten Ungenauigkeiten aufweisen und nicht immer 1:1 vergleichbar sind: Sie zeigen, dass die Ungleichheit über die Zeit weiter zugenommen hat.

Vor einem Jahr hatte Oxfam errechnet, dass das Vermögen der 62 reichsten Personen dem der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung entspreche. Neue Daten, besonders aus China und Indien, hätten aber gezeigt, dass die Ärmeren deutlich weniger Vermögen besitzen als bislang angenommen.

Tiefe soziale Spaltung auch in Deutschland

Auch wohlhabende Länder weisen eine soziale Spaltung auf. In Deutschland besitzen den Angaben zufolge 36 Milliardäre so viel Vermögen (279 Milliarden Euro) wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung. Oxfam fordert einen weltweiten Mindeststeuersatz für Konzerne, die Schließung von Steueroasen, Transparenz bei Gewinnen und eine Besteuerung sehr hoher Einkommen und Vermögen.

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Oxfam kam weiter zu dem Schluss, dass das reichste Prozent der Weltbevölkerung 50,8 Prozent des weltweiten Vermögens besitzt – und damit mehr als die restlichen 99 Prozent zusammen. Die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung besitzt nur 0,16 Prozent des weltweiten Vermögens. Zum Vergleich: Wäre das Weltvermögen ein Kleinwagen, gehörte der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung gerade einmal der mitgelieferte Wagenheber, erläutert Oxfam.

Kritik an der Berechnungsmethode

Wie so oft wenn das Hilfswerk seine Ungleichheitsstudie vor dem Weltwirtschaftsforum veröffentlicht, hagelt es auch in diesem Jahr Kritik. So merkt etwa die „Süddeutsche Zeitung“ an, dass die Credit-Suisse-Daten für einen Vergleich oben gegen unten nicht optimal seien. Denn unter Vermögen verstehe die Bank die Summe der Ersparnisse nach Abzug aller Schulden.

Ein US-Student zähle so schnell zu den ärmsten 50 Prozent, da er sich für sein Studium zunächst verschulden müsse, ebenso ein deutscher Rentner, der einen Kredit für ein Auto aufnehme, wenn er kein Haus oder sonstiges Vermögen vorzuweisen habe.

Oxfam: Extreme Ungleichheit der Vermögen ist real

Dass der Vergleich nur grob sei, sei zwar per se nicht Schlimmes, heißt es in dem Bericht weiter. Problematisch sei aber, dass Oxfam die Zahl „acht“ als objektive Wahrheit kommuniziere. Schon in vergangenen Jahr war Kritik an der Berechnungsmethode laut geworden, etwa vom britischen „Economist“ oder dem US-Portal „Vox“.

Oxfam rechtfertigte sich damals in einer Stellungnahme: „Unser Bericht will keine Wissenschaft sein und gibt das auch nicht vor.“ Die extreme Ungleichheit der Vermögen sei real und in jedem Fall ein Skandal. (epd/dpa/cho)