Berlin. Der hohe Staats- und Privatkonsum haben die Wirtschaft 2016 beflügelt – sie wuchs um 1,9 Prozent. 2017 dürfte es aber weniger werden.

Die deutsche Wirtschaft hat ihr Wachstumstempo 2016 gesteigert. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte um 1,9 Prozent zu – so viel wie seit 2011 nicht mehr. Das teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Berlin anhand vorläufiger Daten mit.

Damit lag der Zuwachs der Wirtschaftleistung noch einmal über dem schon relativ starken Vorjahren mit 1,7 und 1,6 Prozent. Deutsche Ökonomen und internationale Organisationen hatten Europas größter Volkswirtschaft zuletzt ein Wachstum zwischen 1,7 und 1,9 Prozent zugetraut.

Privater und staatlicher Konsum bringen Schwung

Schwung kommt vor allem vom privaten Konsum. Denn Rekordbeschäftigung, steigende Löhne sowie billiges Tanken und Heizen beflügelten die Kaufkraft der Verbraucher. Auch der Staatskonsum legte zu, da die öffentliche Hand erneut Milliarden ausgab, um Flüchtlinge unterzubringen und zu integrieren.

Der deutsche Staat konnte nach Berechnungen der Statistiker 2016 zudem erneut mehr Geld einnehmen als ausgeben. Der Überschuss von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialkassen machte unter dem Strich 0,6 Prozent des BIP aus, nach 0,7 und 0,3 Prozent in den beiden Vorjahren. Ein wenn auch minimales Defizit hatte Deutschland zuletzt 2013 verbucht.

2017 dürfte Wachstum niedriger ausfallen

Für 2017 sehen Wirtschaftsexperten Risiken auf die Exportnation Deutschland zukommen, etwa den Brexit und den künftigen US-Präsidenten Donald Trump.
Für 2017 sehen Wirtschaftsexperten Risiken auf die Exportnation Deutschland zukommen, etwa den Brexit und den künftigen US-Präsidenten Donald Trump. © dpa | Christian Charisius

Für das abgelaufene Jahr hatten Ökonomen einen Überschuss von ungefähr 0,5 Prozent des BIP erwartet – obwohl der Staat für die Versorgung und Integration Hunderttausender Flüchtlinge erhebliche Mehrausgaben stemmen muss. Offensichtlich werden diese Lasten durch die florierende Konjunktur sowie die anhaltend niedrigen Zinsen mehr als wett gemacht.

In diesem Jahr dürfte sich das Wirtschaftswachstum nach Ansicht der Bundesregierung auf 1,4 Prozent abflauen, nicht zuletzt wegen der geringeren Zahl von Arbeitstagen. Allerdings machen Experten auch Risiken aus, die die Konjunktur spürbar dämpfen könnten.

Brexit und Trump könnten Exportnation Deutschland belasten

So dürften die Verhandlungen Großbritanniens zum EU-Austritt bei Firmen und Investoren für Verunsicherung sorgen. Zudem warnen viele Ökonomen, dass Donald Trump als künftiger US-Präsident den Freihandel einschränken könnte. Dies würde die Exportnation Deutschland belasten. (dpa/rtr)