London/Berlin. Die Weltbank reduziert ihre globale Wachstumsprognose für 2017. Manager warnen im Risikobericht vor zunehmender sozialer Spaltung.

Vor ökonomischen und sozialen Risiken in diesem Jahr warnen die Weltbank und das Weltwirtschaftsforum (WEF) von Davos. In 2017 werde das globale Wachstum etwas geringer ausfallen als bisher angenommen, erklärte die Weltbank. Wegen der Unsicherheiten infolge der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten reduzierte die Institution ihre weltweite Prognose um 0,1 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent Zuwachs.

In seinem neuen Welt-Risiko-Bericht hob das WEF vor allem die Gefahren der zunehmenden Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen hervor. Eine neue Prognose für die Vereinigten Staaten selbst veröffentlichte die Weltbank nicht. „Es gibt eine wachsende Unsicherheit über die künftige haushalts- und handelspolitische Ausrichtung sowie über die Einwanderungs- und Außenpolitik der USA“, hieß es.

Ökonomen senkten ihre Annahme

Angekündigte Investitionen in die amerikanische Infrastruktur könnten die Weltwirtschaft unterstützen, angedrohte Importzölle sie aber auch abbremsen. In Bezug auf Großbritannien ist sich die Weltbank hingegen sicher, dass der beschlossene Austritt aus der EU zu wirtschaftlichen Verlusten führt. Die Ökonomen senkten ihre Annahme für Großbritannien für 2017 um 0,9 Prozentpunkte auf 1,2 Prozent.

Für das Gebiet des Euro sehen die Weltbanker in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent – 0,1 Prozentpunkte weniger als in der vorherigen Schätzung. Währenddessen bereitet die wachsende Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen zunehmend auch Managern und Ökonomen Sorgen. So nennen die Befragten die „soziale Ungleichheit“ an erster Stelle der Trends, die die kommenden zehn Jahre bestimmen werden. Diese Aussage steht im Welt-Risiko-Bericht, den das Weltwirtschaftsforum (WEF) veröffentlichte – kurz bevor kommende Woche der gleichnamige Kongress in Davos beginnt.

Zusammenarbeit mit Konzernen

In Zusammenarbeit mit Konzernen wie der Zurich Versicherung und Universitäten hat das WEF rund 750 Experten, Unternehmer und Wissenschaftler über die Risiken in 2017 und den folgenden Jahren befragt. Die zunehmende Polarisierung zwischen Arm und Reich stand zwar auch in den vergangenen Jahren mehrfach auf Spitzenplätzen der Risiko-Berichte, allerdings werden die Warnungen jetzt eindringlicher.

In der aktuellen Ausgabe findet sich etwa der Hinweis, dass die bisherige Strategie des Wirtschaftswachstums möglicherweise nicht mehr reicht, um die gesellschaftlichen Brüche innerhalb reicher Staaten wie Deutschland zu heilen. „Die Reform des Markt-Kapitalismus muss ebenfalls auf die Agenda“, schreiben die Autoren. Diese Aussage ist von besonderer Bedeutung, weil das WEF von den größten Unternehmen weltweit getragen wird.

Brexit als Anlass für Sorgen

Als Anlass für diese Sorgen nennt der Bericht unter anderem den Austritt Großbritanniens aus der EU (Brexit) und die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten. In den kommenden Jahren könnten sich die sozialen Spannungen noch verstärken, schreiben die Autoren. Sie warnen davor, dass sich die reichen Gesellschaften dem digitalen Wandel nicht schnell genug anpassen.

Wenn auf breiter Ebene internetbasierte Produktionsverfahren, künstliche Intelligenz und Roboter eingeführt würden, könne das große positive, aber auch starke negative Effekte auslösen. „Ohne die richtige politische Steuerung und Re-Qualifizierung der Beschäftigten wird die Technologie die Arbeitsplätze schneller vernichten als neue schaffen“, sagte Zurich-Managerin Cecilia Reyes.

Klimawandel als Herausforderung

Der Klimawandel ist die zweitwichtigste Herausforderung. Mit dem Pariser Klima-Abkommen seien erhebliche Fortschritte erzielt worden. Doch unter anderem wegen der Wahl Trumps werden Rückschläge befürchtet.

Auf Platz drei der entscheidenden Trends platzierten die Experten die gesellschaftliche „Polarisierung“. Damit meinen sie, dass sich beispielsweise in den USA, aber auch Deutschland Einstellungen und Werte großer Bevölkerungsgruppen auseinanderentwickeln. Dabei geht es um die Rollendefinition der Geschlechter, die nachlassende ethnische Homogenität der Bevölkerung, nationale Identität und Zuwanderung.