Göppingen. Ein Göppinger Unternehmen ist mit seiner Fernwartungs-Software fast unbemerkt zum Weltmarktführer aufgestiegen. Nun will es in die USA.

Eigentlich wollte Tilo Rossmanith nur einem Kunden eine Software präsentieren – allerdings ohne dabei vor Ort zu sein. Dafür benötigte er ein eigenes Programm. Geld ausgeben wollte er dafür nicht. Also entwickelte der Göppinger selbst eine Software. Das war vor etwa zehn Jahren. Irgendwann war das Interesse für die Fernsteuerungs-Software so groß, dass Rossmanith daraus ein eigenes Produkt machte. Teamviewer war geboren.

Heute ist die Firma aus der baden-württembergischen Provinz Weltmarktführer und ein sogenanntes Einhorn: Ein Unternehmen mit einem Marktwert von einer Milliarde Dollar, das noch nicht an der Börse gelistet ist. Die meisten Einhörner gibt es im Silicon Valley, Deutschland hat bisher kaum welche hervorgebracht: Der Lieferdienst Delivery Hero und das Online-Möbelhaus Home24 sind Ausnahmen.

Über die Software können Nutzer Geräte fernsteuern

Teamviewer wurde bisher mehr als 1,3 Milliarden Mal weltweit installiert, mehr als 20 Millionen Geräte sind zu jeder beliebigen Uhrzeit miteinander verbunden. Über die Software können Nutzer alle möglichen Geräte fernsteuern.

Etwa Schneekanonen, Windräder oder Fischfarmen lassen sich so auf dem ganzen Globus überwachen und steuern. Gewerbliche Kunden zahlen für eine Einzellizenz etwa 550 Euro. Die Mehrheit der Kunden aber sind private Nutzer, die die Software umsonst nutzen können.

Anders als viele andere Start-ups war das Göppinger Unternehmen von Anfang an profitabel. 2014 kaufte der britische Finanzinvestor Permira Teamviewer für rund 870 Millionen Euro.
Ein Jahr später wurde Andreas König der neue Chef von Teamviewer, ein erfahrener Manager der Schweizer Telekommunikationsfirma Swisscom.

Ein neues Büro im Silicon Valley eröffnet

König will das Unternehmen weiterentwickeln. Das Internet der Dinge bietet viele neue Einsatzmöglichkeiten. Teamviewer soll weiterwachsen, zum Beispiel über Kooperationen mit dem US-Konzern Microsoft oder Salesforce, ein Cloud-Dienstleister. Auch Philips-Fernseher sind bereits mit dem Programm ausgestattet. Vor einiger Zeit hat das Unternehmen ein neues Büro im Silicon Valley errichtet.

Dies sei wichtig, um die Brücke auf den US-Markt zu schlagen, wo die Schwaben besonders viel Potenzial für Ihre Software wittern, sagt ein Sprecher des Unternehmens. Zudem soll die Produktpalette breiter werden – schon heute bietet Teamviewer weitere Anwendungen für Online-Meetings, Datensicherung und IT-Monitoring an.

Die Firmenzentrale, ein saniertes Sparkassengebäude, wird bald zu klein sein. Dort sind 400 von insgesamt 680 Beschäftigten untergebracht, sie stammen aus 50 Ländern und sprechen 30 Sprachen. Darüber hinaus gibt es internationale Standorte in London, Australien, Armenien, Florida und im Silicon Valley.