Berlin. Das Handwerk profitiert vom Bauboom, Dienstleister wollen mehr Mitarbeiter einstellen. Nur die Autoindustrie erwartet weniger Exporte.

Die deutsche Wirtschaft rechnet für 2017 mit weiterem Wachstum – wenn auch auf geringerem Niveau als 2016. Nach der Verbandsumfrage 2017 des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) geht die Mehrheit der 48 befragten Wirtschaftsverbände von einer höheren Produktion aus. Doch nur drei erwarten eine wesentliche Steigerung. Acht Verbände rechnen dagegen mit einem schlechteren Ergebnis.

Optimistisch sind vor allem das Baugewerbe und verwandte Branchen. Einen Abwärtstrend fürchten unter anderem die Autoindustrie und die Finanzwirtschaft.

Die Gründe dafür liegen den Experten des IW zufolge vor allem in einem internationalen Klima der Unsicherheit, einem stärkeren Hang zu Protektionismus und Nationalismus. Etwa in den USA unter dem neuen Präsidenten Donald Trump. Auch der angekündigte Rückzug der Briten aus der Europäischen Union (EU), der Brexit, ist ein Beispiel. „Das bremst natürlich die wirtschaftlichen Perspektiven eines exportorientierten Landes“, sagte IW-Direktor Michael Hüther.

Automobilindustrie schaut nicht sehr positiv in die Zukunft

Der Verband der Automobilindustrie etwa geht davon aus, dass im kommenden Jahr „etwas weniger Pkw in Deutschland produziert werden als in diesem Jahr“. Dies liege an Modellumstellungen, bei denen zunächst mit niedrigeren Stückzahlen kalkuliert werde. Zudem seien die Exporterwartungen etwas geringer, „was vor allem auf eine schwächere Marktentwicklung im Vereinigten Königreich zurückzuführen ist“. Hier schlägt sich der Brexit also bereits in den Verkaufszahlen nieder.

Trotz der unsicheren Perspektiven erwarten immerhin 18 der 48 Verbände, dass die Unternehmen ihrer Branche 2017 mehr investieren als in diesem Jahr. Besonders auf den Dienstleistungssektor konzentrieren sich die Hoffnungen, weil hier die Digitalisierung neue Stellen schafft.

Auch das Baugewerbe boomt. Nach Branchendaten wurde im Herbst 2016 der höchste Auftragsbestand seit zwanzig Jahren verzeichnet. Der Zentralverband des deutschen Handwerks spricht ebenfalls von einem „Allzeithoch“ in den vergangenen drei Monaten. Grund: Die niedrigen Zinsen und der Zuzug in den Ballungszentren treiben den Wohnungsbau an.

Handwerksbetriebe suchen nach neuen Mitarbeitern

Allerdings gibt es auch Probleme. Viele Handwerksbetriebe arbeiteten derzeit an der Kapazitätsgrenze und suchten händeringend neue Mitarbeiter, heißt es beim Verband. Einige Branchen und Regionen hätten zunehmende Probleme, die benötigten Fachkräfte am Arbeitsmarkt zu finden.

Die chemische Industrie, der Luft- und Raumfahrzeugbau sowie die Kunststoffverarbeitung werden ihre Investitionen im kommenden Jahr wohl eher zurückfahren. Für energieintensive Unternehmen spielten dabei auch die „Unwägbarkeiten durch die Energiewende“ eine Rolle, schreiben die Forscher des IW.

Auf dem Arbeitsmarkt dürfte es insgesamt nur geringe Veränderungen geben: 20 Verbände rechnen für 2017 mit einer gleichbleibenden Beschäftigung, 15 erwarten einen Personalzuwachs, zwölf einen Stellenabbau.