Berlin. Mit Croove startet Daimler ein neues Carsharing-Angebot. Es konkurriert mit dem eigenen Car2go und den klassischen Autovermietern.

95 Prozent ihrer Lebenszeit stehen Autos ungenutzt auf Straßen, in Parkhäusern oder Garagen herum. Geht es nach dem Autohersteller Daimler, soll sich das mit seinem neuen Dienst Croove ändern. Von einem „Airbnb für Autos“ träumt Daimlers Vorstandsvorsitzender Dieter Zetsche. Statt Ferienwohnungen sollen Autobesitzer künftig ihren Pkw privat über die Plattform des Autobauers vermieten. In einer Pilotphase ist der Dienst seit dem 7. Dezember zunächst in München verfügbar.

Croove ist ein weiterer Schritt weg vom Autobauer hin zum Mobilitätsdienstleister, der Fahrzeugproduktion, Carsharing-Angebot und Autovermietung bündelt. Insgesamt gewinnt privates Carsharing durch Daimlers Dienst zusätzliche Bedeutung und könnte eine Konkurrenz zu etablierten Autovermietern wie Sixt, Avis oder Europcar werden.

Auto ist während der Miete versichert

Die Funktionsweise von Croove ist einfach: Wer für einen Ausflug ein Auto sucht, findet auf der Plattform Fahrzeuge aus dem näheren Umkreis, die zu den angegebenen Zeiten verfügbar sind. Nimmt der Fahrzeugbesitzer die Anfrage an, kann der Wagen an einem abgesprochenen Ort übernommen werden. Das Auto ist während der Miete automatisch beim Kooperationspartner Allianz versichert. Auch Wagen, die nicht aus dem Hause Daimler stammen, können auf der Seite angeboten werden.

Nach seinem Carsharing-Angebot Car2Go wagt Daimler mit Croove einen weiteren Schritt im boomenden Markt mit geteilter Mobilität. Anfang 2016 waren nach Daten des Bundesverbands Carsharing in Deutschland 1,26 Millionen Nutzer bei entsprechenden Diensten angemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum von 21,2 Prozent. Die Unternehmensberatung BCG rechnet für 2021 mit zwei Millionen Nutzern.

„Das Wachstumspotenzial ist sehr hoch“

Noch ist der Anteil der privaten Autovermietung im Vergleich zu Angeboten wie DriveNow von BMW und Sixt oder Car2Go von Daimler recht unbekannt. Doch Experten sehen eine große Zukunft. „Es wird technologisch immer einfacher, das eigene Auto zu vermieten“, sagt Jörg Firnkorn von der Universität Kassel. Heute schon muss man häufig nicht mal einen Übergabetermin für den Schlüssel vereinbaren, weil sich die Autos bei einigen Anbietern nach einer Umrüstung per App öffnen lassen. Das macht das Mieten unkomplizierter. „Das Wachstumspotenzial ist daher sehr hoch“, sagt Firnkorn.

Entsprechend versucht sich nun auch Daimler als Vermittler privat vermieteter Fahrzeuge. Der Konzern gibt sich als Vordenker, ist letztlich jedoch selbst getrieben von den Veränderungen im Automobilmarkt: Nach Schätzungen von BCG sollen 2021 die Einnahmen aus dem Autoverkauf in Deutschland im Vergleich zu diesem Jahr um 671 Millionen Euro geringer ausfallen. Die möglichen Einnahmen aus Carsharing-Angeboten in Deutschland sollen dann bereits bei 332 Millionen Euro liegen.

In Frankreich gibt es privates Carsharing bereits

Der erste Anbieter für privates Carsharing ist Daimler nicht. Schon mehrere Dienste konkurrieren in Deutschland um Kunden. Am weitesten verbreitet ist der französische Anbieter Drivy. Nach eigenen Angaben zählt der Anbieter in Deutschland 140.000 Nutzer und ein Angebot von 5000 privaten Autos. In Frankreich können bereits 880.000 angemeldete Nutzer auf 31.000 Wagen zurückgreifen. In Deutschland sind noch Tamyca und Ridelink aktiv. Im Frühjahr 2017 startet Getaway aus Berlin.

In Konkurrenz treten Croove, Drivy und die anderen Dienste aber auch zu klassischen Autovermietern wie Sixt oder Europcar, einem Markt, der nach Hochrechnungen des Bundesverbands der Autovermieter Deutschland 2015 3,2 Milliarden Euro Umsatz brachte.