Berlin. Jeder zweite echte Pelz an Kleidung ist laut einer Studie nicht als Tierfell ausgezeichnet. Tierschützer monieren Verbrauchertäuschung.

Ob bei Winterjacken, Schuhen oder Mützen: Viele Kleidungsstücke für die kalte Jahreszeit sind mit Pelzen besetzt. Nicht nur besonders tierliebe, auch viele andere Konsumenten achten bewusst darauf, dass es sich dabei nicht um echte Felle von Tieren handelt, die dafür sterben mussten, sondern um Kunstfasern.

Doch der gezielte Kauf ist nicht so einfach, da sich Echt- und Kunstpelz immer ähnlicher sehen und der Handel die Waren nicht korrekt auszeichnet. Dies hat eine aktuelle Untersuchung des Deutschen Tierschutzbundes und der Organisation Vier Pfoten ergeben.

Jedes zweite Kleidungsstück nicht korrekt ausgezeichnet

Bei 87 Stichproben von Kleidungsstücken in Kaufhäusern und Boutiquen waren demnach mehr als 50 Prozent nicht korrekt ausgezeichnet. Obwohl Pelze von Tieren verwendet wurden, fehlte auf dem Etikett der Hinweis, dass das Produkt „nichttextile Teile tierischen Ursprungs“ enthalte, wie dies eine EU-Textilrichtline seit 2016 in Deutschland verpflichtend vorschreibt. Echte Pelze wurden somit nicht als solche gekennzeichnet, sondern als Kunstpelze.

Besonders häufig wurden preisgünstige Artikel falsch ausgezeichnet. So fehlte bei allen Artikel mit Pelzbesatz, die für maximal zehn Euro verkauft wurden, die vorgeschriebene Kennzeichnung, heißt es in der Studie. „Wenn eine Mütze nur als 100 Prozent Acryl etikettiert ist, obwohl der Bommel aus Echtpelz besteht, ist das Verbrauchertäuschung“, sagt Denise Schmidt von Vier Pfoten.

Für Verbraucher müsse erkennbar sein, um welche Tierart es sich handele, woher sie stamme und wie sie gehalten und getötet wurde, meint Henriette Mackensen vom Deutschen Tierschutzbund. Die Tierschützer fordern deshalb die Bundesregierung auf, sich auf EU-Ebene für eine transparente Kennzeichnung einzusetzen.

Grüne und Tierschützer fordern bessere Kennzeichnung

Die Grünen im Bundestag unterstützen die Forderung der Tierschützer. „Die Vorgaben zur Kennzeichnung müssen dringend verbessert werden. Die Tierart, das Herkunftsland und die Art der Haltung müssen klar benannt werden“, fordert Nicole Maisch, Sprecherin für Tierschutz- und Verbraucherpolitik. „Wenn Teile einer Jacke oder Mütze aus Fell sind, das von einem in China oder Russland in einem kleinen Gitterkäfig gehaltenen Fuchs stammt, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher auch genau das erfahren.“

Die Bundesregierung könne sich dabei ein Beispiel an der Schweiz und Österreich nehmen, wo es schon heute deutlich bessere Kennzeichnungsregelungen und ein Haltungsverbot für Tiere zur Pelzerzeugung gibt. Zudem setzen sich die Grünen für ein generelles Verbot der Pelztierhaltung ein.