Tarifabschluss

Freizeit statt mehr Lohn – Arbeitspsychologe lobt die Bahn

Der Tarifkonflikt bei der Bahn ist ausgestanden, das Ergebnis überrascht auch Experten.

Der Tarifkonflikt bei der Bahn ist ausgestanden, das Ergebnis überrascht auch Experten.

Foto: Lukas Schulze / dpa

Mehr Freizeit oder Urlaub statt Lohnerhöhung – der Tarifabschluss der Bahn schlägt Wellen. Ein Experte findet die Lösung vorbildlich.

Berlin.  Das neue und flexible Tarifwerk bei der Deutschen Bahn stößt bei Experten auf große Zustimmung. „Dieses Ergebnis ist sehr zu begrüßen“, sagte Professor Tim Hagemann vom Institut für Arbeitspsychologie und Arbeitsmedizin (IAPAM) mit Sitz in Berlin und Herdecke am Dienstag unserer Redaktion. Er geht davon aus, „dass sich viele Bahn-Mitarbeiter für mehr freie Zeit statt mehr Geld entscheiden werden“.

Die Deutsche Bahn und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hatten sich am Montag auf ein neues Tarifwerk verständigt. Demnach wird bei der Bahn Anfang 2018 ein Wahlmodell zur Arbeitszeit eingeführt, das einer Einkommensanhebung von 2,6 Prozent entspricht.

Zuletzt wurden Arbeitsmodelle eher strikter

Aber: Statt dieser Lohnerhöhung kann jeder einzelne Mitarbeiter seine Wochenarbeitszeit von 39 auf 38 Stunden reduzieren oder er kann sechs Tage zusätzlichen Urlaub im Jahr bekommen.

Tarifkonflikt bei der Bahn hält an
Tarifkonflikt bei der Bahn hält an

„Sechs Tage zusätzlicher Urlaub, das ist schon ein Wort. Angesichts der Tatsache, dass das durchschnittliche Renteneintrittsalter steigt und die Menschen immer länger arbeiten müssen, werden solche flexiblen Arbeitsmodelle immer wichtiger“, so Experte Hagemann. Ähnlich Modelle habe es zwar in der Vergangenheit immer wieder mal gegeben. „Die Tendenz ging aber zuletzt in eine andere, restriktivere Richtung.“

So seien etwa die Fälle von Altersteilzeit weniger geworden, seit der Staat sich daran nicht mehr finanziell beteilige. Deshalb habe ihn die jetzige Lösung bei der Bahn „positiv überrascht“, so Hagemann. (W.B.)

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