Berlin. Mann fürs Digitale: Der IT-Manager Dieter Kempf führt ab Januar den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Was qualifiziert ihn?

Der IT-Manager Dieter Kempf wird Deutschlands wichtigster Industrielobbyist. Er soll ab Januar Ulrich Grillo an der Spitze des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) ablösen. Den neuen Mann treibt ein Thema besonders um: Wie kann man die Wirtschaft am besten ins digitale Zeitalter führen?

Denn Dieter Kempf, der am Montag von der Mitgliederversammlung gewählt wurde, kommt aus der Digitalbranche. Er war bis 2015 Präsident des Verbands Bitkom, der die Informationswirtschaft und die neuen Medien vertritt. Der 63-Jährige führte außerdem zwanzig Jahre lang als Vorstandsvorsitzender das Softwareunternehmen Datev in Nürnberg mit rund 7000 Beschäftigten.

Klare Worte scheut er nicht

„Digitalisierung ist nicht nur ein Pflichtschlagwort, sondern wird enorme Kreise über den produzierenden Bereich, aber auch das Handwerk ziehen“, sagt er. Der Mittelstand müsse sich hierauf gemeinsam vorbereiten. Kempfs weiteres großes Anliegen: „Man muss Wirtschaft im 21. Jahrhundert neu erklären“. So müsste der BDI transparenter machen, warum man etwa die Forderung nach billiger Energie erhebe. Oder erklären, „warum offene Märkte nicht des Teufels sind“.

Die Aufgabe, Deutschlands wichtigsten Industrieverband mit mehr als 100.000 Unternehmen zu führen, nötige ihm „Respekt“ ab, sagt Kempf. Angesprochen darauf, was ihn seiner Meinung nach für die Aufgabe qualifiziert, überlegt der Mann mit dem Schnauzbart kurz: „Ich kann gut zuhören und habe eine gute Auffassung in technischen Dingen. Außerdem kann ich gut vermitteln.“ Allerdings: „Wenn immer der Klügere nachgibt, dann bestimmt am Ende der Dumme, das kann auch nicht sein“.

Forderung nach „offener Industrienation“

So findet der Bayer auch klare Worte: Populismus, zumal wenn er von nationalen Tönen bestimmt sei, „tut einem Standort Deutschland nicht gut. Deutschland mit seiner überschaubaren Bevölkerung muss eine offene Indus­trienation sein“.

Auch bei prekären Arbeitsverhältnissen will er etwas tun. Temporäre Verträge und unbezahlte Praktika halte er für falsch. „Da muss die Industrie ran. Damit mache ich mir sicher nicht nur Freunde, aber das ist meine Überzeugung.“