Frankfurt/Main. Eine Studie zeigt, dass Topmanager nicht nach langfristigem Erfolg bezahlt werden. Im Schnitt bekamen die Dax-Chefs 5,7 Millionen Euro.

Dieter Zetsche hat 2015 alle abgehängt. Der Daimler-Chef erhielt 14,37 Millionen Euro Vergütung, wie die Beratungsfirma hkp ermittelte, unerreichbar für die anderen Chefs der Unternehmen im Deutschen Aktienindex Dax. Wobei die Topmanager deutscher Unternehmen insgesamt eher gut verdienen. Und das auch weitgehend unabhängig davon, wie erfolgreich sie sind. Zumindest fehlt es den Verträgen, allen Beteuerungen nach, der Finanzkrise zum Trotz an Nachhaltigkeit, wie eine Gemeinschaftsstudie von Universität Frankfurt und der Unternehmensberatung PwC zeigt.

„Die Vorstands-Boni in Deutschland sind bisher nur unzureichend an den langfristigen Unternehmenserfolg geknüpft“, heißt es dort. Auf den ersten Blick kommt man nicht darauf. Denn der größere Teil der Gesamtvergütungen für Vorstandsmitglieder der 80 größten börsennotierten Unternehmen, 60 Prozent, gilt als „leistungsabhängige Zahlung“, von der die Hälfte sich auch nach dem langfristigen Erfolg richtet, also etwa einem dauerhaft höheren Aktienkurs. Doch müssen die Manager diese Boni nicht in Form von Aktien annehmen: Sie bekommen Bargeld.

Boni entkoppeln sich von Unternehmenserfolgen

„Nach der Auszahlung entkoppeln sich die Boni damit von Unternehmenserfolgen“, sagt PwC-Partner Remo Schmid, ein Mitautor der Studie. Er fände es sinnvoller, langfristige Boni in Form von Aktien des eigenen Unternehmens zuzuteilen. Zudem müssten Vorstandsmitglieder verpflichtet werden, diese Aktien dann auch über einen längeren Zeitraum zu halten, notfalls über die Amtszeit hinaus. „Dadurch würde sichergestellt, dass es im ureigenen Interesse der Vorstände ist, ihre Arbeit auch wirklich am nachhaltigen Erfolg des Unternehmens auszurichten“, sagte Schmid in Frankfurt.

Auch beim Thema Altersvorsorge sind Vorstandsmitglieder auf Bares aus. Hans-Joachim Böcking, der an der Universität Frankfurt Betriebswirtschaft lehrt, ist im Rahmen der Studie aufgefallen, dass Topmanager sich mit dem Ausscheiden aus dem Amt gerne den Barwert ihrer angesammelten Altersvorsorge auszahlen lassen. Viele wollten also keine monatlichen Pensionsüberweisungen, sondern den Kapitalbetrag, den das Unternehmen zurückstellen musste, um die Pensionen auszahlen zu können.

Pensionszusagen mit 6,5 Prozent jährlich verzinst

Böcking ahnt auch, warum das Bare so reizt: Viele der Pensionszusagen würden vertragsgemäß mit jährlichen Zinsen von 6,5 Prozent kalkuliert – ein gigantischer Zinssatz in der aktuellen Niedrigzinsphase, in der sichere Bundesanleihen 0,3 Prozent abwerfen. „Das verdoppelt den Barwert glatt“, sagte Böcking. Es habe ihn schon überrascht, dass es solche Verträge gebe.

Manfred Gentz, Vorsitzender der Corporate-Governance-Kommission, die Regeln für gute Unternehmensführung aufstellt, sagte dazu: „Immerhin haben wir die Transparenz geschaffen.“ Aktiengesellschaften müssen in den Geschäftsberichten darlegen, wie viel ihre Vorstände verdienen. Christine Bortenlänger, Chefin des von börsennotierten Unternehmen getragenen Deutschen Aktieninstituts, sagte, sie habe Zweifel, dass die gültigen Vergütungsmodelle „die Vorstände täglich antreibt“.

Durchschnittssalär von 5,7 Millionen Euro

PwC hat in der Studie für Vorstandsvorsitzende der 30 Unternehmen im Deutschen Aktienindex Dax ein Durchschnittssalär von 5,7 Millionen Euro im Jahr 2015 ermittelt. Einfache Vorstandsmitglieder müssen sich mit gut drei Millionen Euro bescheiden. Bei den Chefs entfielen ein Viertel auf die Grundvergütung, knapp 60 Prozent auf erfolgsabhängige Zahlungen, zwölf Prozent auf die Altersversorgung und drei Prozent auf Nebenleistungen wie Dienstwagen, Versicherungen und Umzugskosten.

Am wenigsten erhielt 2015 den Beratern von hkp zufolge übrigens der mittlerweile ausgeschiedene Commerzbank-Chef Martin Blessing: Rund 1,12 Millionen Euro.