Berlin/Langen. Drohnen sind sowohl bei Hobbypiloten als auch bei Unternehmen und dem Militär auf dem Vormarsch. Die Zahl der Zwischenfälle steigt.

Sie filmen die Gartenparty aus der Vogelperspektive, verteilen Pakete in dünn besiedelten Regionen oder liefern Geodaten für die Wirtschaft. Drohnen sind sowohl bei Hobbypiloten als auch bei Unternehmen und dem Militär auf dem Vormarsch – und entwickeln sich zu einem neuen Absatzwunder. Nach Schätzung der Deutschen Flugsicherung (DFS) wird sich hierzulande die Zahl der Flugroboter bis zum Ende des Jahrzehnts von jetzt 400.000 auf 1,2 Millionen verdreifachen. Die Allianz-Versicherung beziffert das weltweite Wachstum des Marktes im kommerziellen Bereich von derzeit zwei Milliarden auf mehr als 120 Milliarden US-Dollar.

Flugsicherung registriert 61 Zwischenfälle

Mit der steigenden Anzahl wächst jedoch auch der Regelungsbedarf. „Drohnen sind auf dem Radar nicht sichtbar und damit ein Albtraum für jede Flugsicherung“, sagte DFS-Chef Klaus-Dieter Scheurle auf einem Kongress zur Sicherheit im unbemannten Flugverkehr. „Wir brauchen technologisch fortschrittliche Lösungen und angemessene Regeln, damit dieser Fortschritt nicht auf Kosten der Sicherheit geht.“ Seine Forderung ist als Warnung zu verstehen. Denn es kommt immer häufiger zu Zwischenfällen.

Die Flugsicherung registrierte zwischen Januar und Oktober dieses Jahres 61 Begegnungen zwischen Verkehrsflugzeugen und Drohnen, fünf Mal so viele wie im gesamten Jahr 2015. Erst am Montag ist eine Drohne im Münchner Olympiapark aus 180 Meter Höhe nur knapp neben einer Familie mit zwei Kindern zu Boden gekracht.

Umgang mit ferngesteuerten Fliegern unreguliert

Bislang ist der Umgang mit den ferngesteuerten Fliegern jedoch weitgehend unreguliert. Der DFS-Chef Scheurle verlangt deshalb die Einführung eines Führerscheins für Drohnen ab 250 Gramm. In Kooperation mit der europäischen Luftsicherheitsbehörde EASA und der Deutschen Telekom will er daher möglichst allen unbemannten Fluggeräten einen Mobilfunkchip verpassen und deren Positionsdaten umgehend in die Flugsicherungssysteme einspeisen lassen.

Auch sollen künftig die Besitzer ihre Sachkunde nachweisen. Bisher müssen nur gewerbliche Piloten von Apparaten mit einem Gewicht von mehr als fünf Kilo über ausreichende Kenntnisse der Technik und Regeln verfügen.

Pilotengewerkschaft Cockpit unterstützt die Forderungen

Die Pilotengewerkschaft Cockpit unterstützt die Forderungen. „In dem Moment, in dem ich als Flugzeugführer weiß, dass da Drohnen sind, habe ich ja schon den ersten Schritt in Richtung Sicherheit gemacht“, sagte Cockpit-Sprecher Markus Wahl. Die Bundesregierung sieht unterdessen nur die Kennzeichnung von Drohnen vor.

Erst ab einem Startgewicht von über fünf Kilogramm will das Bundesverkehrsministerium eine Art Führerschein vorschreiben. Zudem sind Begrenzungen beim Einsatz der Fluggeräte geplant. Sie dürfen nicht höher als 100 Meter fliegen oder ungefragt private Grundstücke von oben filmen. Auf jeden Fall soll der Einsatz der unbemannten Flieger auch künftig möglich sein. Denn die Wirtschaft sieht nicht nur beim Absatz erhebliche Potenziale.

Zunehmende Verwendung steigert Risiko von Kollisionen

Mit der zunehmenden Verwendung steige auch das Risiko von Kollisionen, sagt der Chef der Luftfahrtversicherung der Allianz, James van Meter. Die Besitzer und Betreiber der Drohnen müssen für eventuelle Schäden geradestehen. Eine Versicherung dafür sei daher angeraten.

Auch die Industrie zeigt hohe Bereitschaft zu technischen Lösungen für mehr Sicherheit. Etliche Firmen haben sich bereits auf die Abwehr von Drohnen beispielsweise rund um Fußballstadien spezialisiert. Der chinesische Drohnen-Weltmarktführer DJI arbeitet eng mit US-Behörden zusammen, um den Geräten per Software das Fliegen beispielsweise über Kraftwerken, Gefängnissen, Flughäfen oder militärischen Anlagen unmöglich zu machen. Auch temporäre Flugverbote könnten über das sogenannte Geofencing einprogrammiert werden, verspricht DJI-Manager Brendan Schulman. Er weiß: Ein einziger spektakulärer Terroranschlag mit einer Drohnenbombe könnte sein Geschäft zerstören. (mit dpa)