FRANKFURT. Deutsche Firmen wollen USA als Exportpartner nach Trumps Wahl nicht verlieren. Furcht vor Änderung der wirtschaftlichen Beziehung.

Noch ist der Warenverkehr zwischen den USA und Deutschland intensiv: Produkte im Wert von 174 Milliarden Euro wurden im vergangenen Jahr gehandelt. Die Vereinigten Staaten sind damit erneut der stärkste Handelspartner Deutschlands – vor Frankreich. Doch die Aussichten nach der Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten sind nicht mehr so gut.

Denn deutsche Autos, Chemie-, Elektro- und Elektronikprodukte sowie Maschinen und Anlagen dürften künftig nicht mehr so zahlreich verkauft werden, sollten sich die USA abschotten. So hatte Trump während seines Wahlkampfs angekündigt, sämtliche bestehende Handelsabkommen auf den Prüfstand zu stellen.

Finanzmärkte setzen auf Investitionsprogramm

Jeder Protektionismus führe zu einer Eintrübung der Handelsbeziehungen, sagt Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA): „Wir haben oft ein Alleinstellungsmerkmal bei Produkten, die wir anbieten, aber wenn es generell eine Belastung des Außenhandels gibt, tun wir uns natürlich auch dort schwer.“

Dennoch setzen die Finanzmärkte nach anfänglichem Schock auf das mögliche Investitionsprogramm Trumps, für das er auf höhere Verschuldung setzt. Anleihen werden verkauft. Die Investoren setzen dagegen stärker auf Aktien, die wegen des erwarteten Konjunkturprogramms höhere Gewinne abwerfen dürften.

Negative Effekte der erhöhten Unsicherheit

Doch das könnte etwas kurzsichtig gedacht sein, warnte gestern Vitor Constancio, Vizepräsident der Europäischen Zentralbank: Die wirklichen negativen Effekte der erhöhten Unsicherheit dürften sich erst später zeigen. „Wir sollten vorsichtig sein, voreilige, positive Schlüsse zu ziehen aus diesen Marktentwicklungen, weil sie nicht notwendigerweise bedeuten, dass die Weltwirtschaft sich nun schneller erholt und deutlicher wächst“, sagte der EZB-Vize bei der Euro Finance Week in Frankfurt.

Diese negativen Folgen sieht der EZB-Vizepräsident vor allem im Protektionismus. „Der Welthandel, der bereits recht schwach ist, könnte weiter zusammenbrechen und alle offenen Volkswirtschaften treffen, die vom Export abhängig sind.“ Und damit auch Deutschland.

Trump schränkte Wahlaussagen ein

Zwar hatte Trump in den vergangenen Tagen schon seine Wahlaussagen eingeschränkt. So müsse an der Grenze zu Mexiko nicht mehr unbedingt eine Mauer gebaut werden, ein Zaun reiche auch.

Offenbar scheint eine Einsicht schon zu wachsen: Ein Großteil der Wertschöpfung, die in den USA geschaffen wird, basiere auf dem Austausch mit dem Ausland, sei es aus Kanada, Mexiko oder Deutschland, sagt Achim Wambach, Präsident des ZEW, des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung: „Wenn man dort die Grenze dichter macht, dann schadet man sich selber.“

Verhältnis zwischen Deutschen und Amerikanern nicht ungetrübt

Das Verhältnis zwischen Deutschen und Amerikanern ist jedoch schon heute nicht ungetrübt: So wollen US-Aufsichtsbehörden vor allem deutschen Banken oder der Autoindustrie hohe Strafen für ihr Fehlverhalten aufbrummen. Vermutlich wegen des Dieselskandals ist der Export deutscher Autos in die USA in den ersten neun Monaten um zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, wenn auch vor Ort fünf Prozent mehr Pkw produziert wurden.

Viele Unternehmer schätzen die USA nicht nur als größten Exportmarkt, sondern auch, weil sie dort freundschaftlich eingebunden seien, sagt Wiechers vom VDMA. Die Wahl Trumps sähen viele mit Sorge: „Viele haben Befürchtungen, dass sich Grundlegendes ändert in der Beziehung zu den US-amerikanischen Freunden.“