Washington. Der Taxi-Vermittler Uber will den Beförderungsmarkt revolutionieren – mit einer elektrischen Flotte senkrechtstartender Luft-Taxis.

Uber, der Senkrechtstarter der amerikanischen Internetszene, geht in die Luft. Seit Gründung 2009 ist der Wert des Fahrdienstvermittlers, der weltweit Taxifahrer um den Schlaf bringt, auf über 70 Milliarden Dollar gestiegen.

Firmen-Gründer Travis Kalanick sieht seine Firma auch als Katalysator für neue Entwicklungen, die er nicht nur auf der Straße einsetzen will. Binnen zehn Jahren will Uber einer alten Technik-Utopie zum Erfolg verhelfen, von der schon Auto-Pionier Henry Ford geträumt hat: fliegende Taxis.

Landeplätze auf Hochhausdächern

Personen-Transport ohne Ampeln und Staus. Während diverse Unternehmen seit Langem an Zwittern zwischen „Car“ und „Plane“ arbeiten, die in der Regel längere Start- und Landebahnen benötigen, setzt Uber auf eine elektrisch angetriebene, senkrecht startende Flotte von energiesparenden Kleinflugzeugen für ein bis vier Personen.

Sie sollen ähnlich wie normale Helikopter von kleinen Landeplätzen, etwa auf Hochhausdächern, starten und sich mit Geschwindigkeiten bis zu 240 Stundenkilometer fortbewegen. Die sogenannten VTOLs (für „vertical takeoff and landing“ = senkrecht starten und landen) sollen extrem leise sein. Deutsche Entwickler spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Stauprobleme entschärfen

Damit, so Uber, könne die Weltgemeinschaft in der dritten Dimension mobil gemacht werden. Mit dem Ziel, das in weiter wachsenden Ballungsräumen wie Neu-Delhi, São Paulo oder San Francisco immer prekärer werdende Stauproblem zu entschärfen.

Und das alles zu erschwinglichen Preisen. Beispiel: Für die Strecke zwischen San Francisco und San José (circa 100 Kilometer) soll der Mitflug-Preis für die 15-minütige Tour (statt zwei Stunden plus x im Auto) mittelfristig bei 45 und langfristig bei 20 Dollar pro Person liegen. Ubers Botschaft: Mit uns zu fliegen ist billiger, als ein eigenes Auto zu besitzen.

Immenser Regelungsbedarf

Uber will die fliegenden Taxis nicht selber produzieren. Das Unternehmen versteht sich als Bindeglied zwischen Industrie, Luftaufsichtsbehörden, Staat und Kunden. Einmal etabliert und mit der eigenen Kundenkartei verknüpft, sieht Uber als Makler am Boden und in der Luft neue Marktchancen.

Bis die neue Facette des öffentlichen Personennahverkehrs Realität werden kann, liegen noch jede Menge Hindernisse im Weg. Um die Emissionen so gering wie möglich zu halten, sind hochleistungsfähige Batterien nötig. Dazu kommt die Sicherheit und Überwachung des fliegenden Gewerbes, in dem Fluggerät und Piloten natürlich besonderen Ansprüchen genügen müssten. Eine Aufgabenstellung, die Dutzende Detailfragen und immensen Regelungsbedarf auslöst.

US-Pendler stehen sieben Wochen im Jahr im Stau

Forscher in Kalifornien haben ausgerechnet, dass Pendler im Großraum Los Angeles im Jahr sieben Wochen mit der Fahrt zur Arbeit verbringen, zwei davon „völlig unproduktiv im Stau“. Uber bezieht seine Zuversicht aus der Tatsache, dass diverse Firmen an dem Projekt „fliegendes Taxi“ arbeiten. Darunter das von dem deutschstämmigen Techniker Carl Dietrich geführte US-Unternehmen „Terrafugia“. Sein Modell „Transition“ soll in fünf Jahren mit vier Sitzen und schwenkbaren Rotoren in der Senkrechtstarter-Version marktreif sein. Kostenpunkt: 500.000 Dollar.

Aber auch große Namen der Luftfahrt sind dabei. Wie das Fachmagazin „Aviation Week“ berichtet, plant Airbus in seiner Silicon Valley-Außenstelle bis Ende 2017 unter dem Titel „Projekt Vahana“ den Bau eines Luft-Taxi-Prototypen. Konzernchef Thomas Enders bestätigte dieser Redaktion, dass ein „City-Airbus mit elektrischem Antrieb für vier bis sechs Personen“, geplant ist. Google-Gründer Larry Page treibt ein ähnliches Projekt mit Firmen wie Zee.Aero und Kitty Hawk voran.

Fluggeräte mit deutscher Handschrift

Die deutsche Firma eVolo will in zwei Jahren einen mit 18 Rotoren ausgestatteten Volocopter flugreif haben, der zwei Passagiere aufnehmen kann. Ebenfalls eine deutsche Handschrift trägt das Ei-ähnliche Flugobjekt „Lilium“, dem amerikanische Experten zurzeit die größten Zukunftschancen einräumen. Der von einem Start-up unter den Fittichen der Europäischen Weltraumagentur in Bayern entwickelte elektrische Zweisitzer soll die Strecke München–Berlin in 90 Minuten bewältigen und 2018 vorzeigbar sein.