Essen. Noch gibt es keinen Durchbruch bei den Schlichtungen im Streit um Kaiser’s Tengelmann. Allerdings kommt offenbar eine Lösung näher.

Es klingt fast zu einfach für die Lösung des seit zwei Jahren dauernden Streits um Kaiser’s Tengelmann: Rewe zieht seine Beschwerde gegen die Ministererlaubnis zurück, Edeka übernimmt alle rund 400 Supermärkte der Mülheimer Tengelmann-Gruppe – und anschließend gibt Edeka einen großen Teil davon an Rewe ab.

Damit Letzteres nicht am Kartellamt scheitert und Rewe am Ende doch leer ausgeht, fragt man die Wettbewerbshüter vorher. Dieses Szenario zeichnet sich nach Informationen unserer Redaktion in der seit Dienstag laufenden Schlichtung ab.

Stillschweigen wurde vereinbart

Das Schlichterduo aus Altkanzler Gerhard Schröder und Bert Rürup kam beim ersten Treffen in der Sache dem Vernehmen nach voran. Mit am Tisch saßen die Handelsbosse Karl-Erivan Haub (Tengelmann), Markus Mosa (Edeka), Alain Caparros (Rewe), Verdi-Chef Frank Bsirske sowie Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums und des Kartellamts.

Sie alle hatten absolutes Stillschweigen vereinbart für die Dauer der Schlichtung, doch schon nach dem Auftakt war ein Dementi fällig: „Berichte über eine Einigung in den Schlichtungsgesprächen zu Kaisers Tengelmann sind falsch“, erklärte das Wirtschaftsministerium gestern. Gemeint war die Meldung der Lebensmittelzeitung vom „Durchbruch“ gleich in der ersten langen Nacht in Hannover.

Schröder hat noch keinen Durchbruch erzielt

Die Wahrheit liegt dem Vernehmen nach in der Mitte: Schröder hat im ersten Akt seiner Schlichtung zwischen den zerstrittenen Handelskonzernen noch keinen Durchbruch erzielt. Einig scheint man sich aber darüber geworden zu sein, wie ein Kompromiss in etwa aussehen müsste. Die von Rewe stets geforderte Aufteilung von Kaiser’s Tengelmann wäre durch die Ministererlaubnis nicht gedeckt, die gilt nur für eine Komplettübernahme aller Filialen durch Edeka. Andernfalls hätte das Kartellamt erneut prüfen müssen, wozu Tengelmann-Chef Haub nicht mehr bereit war, weil ihm seine Supermärkte jeden Monat rund zehn Millionen Euro Verlust bescheren.

Eine völlig neue Lage entstünde aber, wenn die Ministererlaubnis vollzogen wird und Edeka zunächst sämtliche Filialen übernimmt. Obwohl die Wettbewerbshüter stets dagegen waren, müssten sie es hinnehmen und neu bewerten: Würde der noch größer gewordene Marktführer Edeka nun eine Vielzahl seiner neuen Filialen der Nummer zwei verkaufen, klingt das plötzlich nach einer Verbesserung des Wettbewerbs. Dass die Kartellwächter wegen zu großer Marktmacht eigentlich keinen der beiden Konzerne zum Zuge kommen lassen wollte, spielt dann keine Rolle mehr.