Berlin. Die chinesische Fonds FGC will das deutsche Tech-Unternehmen Aixtron übernehmen. Das Wirtschaftsministerium will dies nun doch prüfen.

Börsianer werden mitunter von Nachrichten böse überrascht. Am Montag erging es den Aktionären des im TecDax gelisteten Hightech-Unternehmens Aixtron so: „Kalt erwischt“ oder „ausgebremst“ titelten die Marktbeobachter, nachdem die Aktie des Maschinenbauers bis zum Mittag mehr als sieben Prozent ihres Wertes einbüßte.

Anlass für den Kurssturz war ein Schreiben des Bundeswirtschaftsministeriums an das Unternehmen mit Sitz im nordrhein-westfälischen Herzogenrath. Damit widerrief Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) eine bereits erteilte Genehmigung für den Kauf einer Mehrheit der Aktien durch den chinesischen Investor Liu Zhendong und den Fonds Fujian Grand Chip (FGC).

Unternehmen kämpft mit hohen Kosten und Preisdruck

Aixtron produziert Maschinen, die beispielsweise zur Herstellung von Leuchtdioden eingesetzt werden. Wirtschaftlich mussten die Rheinländer zuletzt mit einer schwachen Auftragsentwicklung, hohen Entwicklungskosten und einem Preisdruck am Markt kämpfen.

So kam das Interesse des chinesischen Investors an einer Übernahme des Mittelständlers in diesem Sommer gelegen. Selbst der Vorstand befürwortet die 670 Millionen Euro schwere Offerte. Unter den Aixtron-Aktionären gab es zwar Unmut, weil sie den Ausverkauf deutscher Technologie befürchteten. Doch die Mehrheit von 50 Prozent plus einer Aktie nahm das Vorhaben locker.

Erste Einschätzung widerrufen

Zunächst hatte auch das Bundeswirtschaftsministerium keine Bedenken. Im September gaben Gabriels Beamte grünes Licht für die Übernahme. Doch nun kassierte das Ministerium diese Einschätzung wieder. „Die Unbedenklichkeitsbescheinigung wurde durch das Bundeswirtschaftsministerium widerrufen“, sagte eine Sprecherin. Eine Begründung für den ungewöhnlichen Vorgang lieferte das Ministerium nicht.

„Wir geben keine Auskünfte während eines laufenden Verfahrens“, hieß es. Wie lange die erneute Prüfung dauern wird, sei unklar. Auch Aixtron nannte bisher keine Gründe für den Widerruf.

Vorbehalte gegen Übernahmen durch Investoren aus China

Es ist nicht das erste Mal, dass der Wirtschaftsminister gegen die Übernahme eines deutschen Unternehmens durch chinesische Investoren Vorbehalte hat. Zuletzt hatte er anlässlich der Übernahme des Roboterherstellers Kuka durch ein chinesisches Unternehmen den Ausverkauf deutscher Firmen durch Chinesen angemahnt. Sein Ministerium hat kürzlich ein Eckpunktepapier für schärfere Regelungen in der EU erarbeiten lassen. Gabriel will den Verkauf europäischer Firmen zum Beispiel dann verhindern, wenn das Land, aus dem der Käufer kommt, keine Investitionen in heimische Unternehmen zulässt oder eine Übernahme erst durch staatliche Subventionen ermöglicht wird.

In der kommenden Woche wird Gabriel seine strenge Haltung wohl verteidigen müssen. Dann geht der Minister auf Reise nach China und Hongkong und trifft sich mit hochrangigen Politikern.

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