Geldinstitute locken junge Kunden mit attraktiven Konditionen. Das Abendblatt vergleicht die Angebote in der Metropolregion Hamburg.

Hamburg. Arm sind Deutschlands Kinder nicht. Auf rund 2,5 Milliarden Euro belaufen sich die Sparguthaben bei den Sechs- bis 13-Jährigen. Allein in diesem Jahr kommen weitere rund drei Milliarden Euro an Taschengeld und Geldgeschenken hinzu, ermittelte die Kids Verbraucheranalyse. Nicht alles wird ausgegeben. Das weckt die Begehrlichkeiten der Banken, die sich frühzeitig ihre Kunden von morgen sichern wollen.

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Ein kindgerechter Name des Kontos und ein attraktiver Zinssatz reichen oft schon, um am Markt neue Kunden einzusammeln. Doch Eltern müssen genau hinschauen, wenn es um den ersten Kontakt der Jüngsten mit Bankdienstleistungen geht. Nicht jedes Angebot ist sinnvoll, warnen Verbraucherschützer. Das Abendblatt hat die Angebote der Geldinstitute in der Metropolregion Hamburg unter die Lupe genommen (siehe Tabelle).

In Hamburg wird der Kampf um die jungen Kunden besonders hart geführt, was zu vergleichsweise hohen Zinsen führt. So bietet die Hamburger Sparkasse (Haspa) vier Prozent Zinsen auf die ersten 500 Euro. "70 000 junge Sparer haben das Produkt inzwischen", sagt Andre Grunert von der Haspa. In den vergangenen acht Monaten seien 10 000 "Mäusekonten" eröffnet worden. Auch die Hamburger Volksbank zahlt vier Prozent für die ersten 500 Euro. Diesen Satz gibt es sogar bis zum Ende der Ausbildung, dazu noch Preisvorteile bei Tickets und Freezers-Fanartikeln.

Die PSD Bank Nord hat wiederum das Eintrittsalter für ihre Girokontoverbindung von 14 auf zehn Jahre gesenkt. Das Institut bietet mit fünf Prozent bis zu 1500 Euro den höchsten Zins. Dagegen hat die Sparda-Bank Hamburg ihren Zins um die Hälfte von drei auf 1,5 Prozent gesenkt. Auch wer bei den Sparkassen Harburg-Buxtehude und Holstein auf den Führerschein spart, muss sich mit geringeren Zinsen begnügen als im Februar 2011.

Überregionale Banken locken dagegen nicht mit besonders hohen Zinsen. So gibt es bei der Commerzbank auf dem Start Konto und bei der Targobank keine Verzinsung. "Die überregionalen Banken stellen sich eher darauf ein, dass die Kunden sprunghafter werden und nicht mehr lebenslang bei einer Bank bleiben", sagt Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen. Zinsen, die über dem Marktniveau liegen, wären dann aus Sicht der Geldhäuser falsch investiert.

Alle Konten für Kinder sind kostenlos, aber nur wenige Institute gewähren ein kostenloses Depot für die Verwahrung von Wertpapieren. Dabei kann es sinnvoll sein, wenn ein Teil des Ersparten in Wertpapiere wie Aktien oder Fonds fließt. Denn manche Zinsen liegen unter der Inflationsrate, die derzeit 2,5 Prozent beträgt.

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Häufig erhalten Kinder auch eine Bankcard, wenn die Eltern das möchten. Eine Bankkarte mit PIN-Nummer ermöglicht, den Kontoauszug auszudrucken oder Geld vom Automaten abzuheben. Denn ab sieben Jahren sind Kinder beschränkt geschäftsfähig und können selbst über ihr Taschengeld verfügen. "Die Eltern können die Summe festlegen, die die Kinder ausgeben können", sagt Heidi Melis von der Hamburger Volksbank. Ein Überziehen ist nicht möglich, da Konten von Minderjährigen nur auf Guthabenbasis geführt werden.

Ob Karten überhaupt für Kinder geeignet sind, ist unter Verbraucherschützern umstritten. "Karten gehören nicht in Kinderhände", sagt Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg. "Das Ausgabeverhalten wird negativ beeinflusst, wenn statt eines Geldscheines die Karte verwendet wird, weil die Kinder nicht mehr direkt erfahren, wie das Geld immer weniger wird", sagt Hjördis Christiansen von der Verbraucherzentrale Hamburg. Pamela Bantle von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg findet ein Konto mit sieben Jahren zu früh. Eltern sollten für ihre Kinder erst ab zwölf Jahre darüber nachdenken und dann sei auch eine Karte sinnvoll, zum Beispiel für die Klassenreise.

Sehr weit geht die Wüstenrot Bank beim bargeldlosen Bezahlen. Schon Siebenjährige können über eine Visa-Kreditkarte verfügen, die vorher mit Guthaben aufgeladen werden muss. Die Karte bietet zudem Rabatte von bis zu 20 Prozent bei 300 Onlineshops. "Mit der card4you kommen leicht ein paar Hundert Euro Ersparnis pro Jahr zusammen", wirbt die Bank. Die Verbraucherschützerin Christiansen stellt dies Aussage infrage: "Das geht gar nicht. In Wirklichkeit werden die Kinder mit Werbeaussagen wie 'Karte vorzeigen und sparen' zu hohen Ausgaben verleitet."

Michael Herte von der Verbraucherzentrale Schleswig Holstein hat zudem rechtliche Bedenken. "Einkäufe von Minderjährigen sind schwebend unwirksam, solange die Eltern nicht zustimmen." Hier werde ein Konsumverhalten gefördert, das nicht akzeptabel sei. Kinder können zwar selbst Geschäfte tätigen, aber nur im Rahmen ihres Taschengeldes, das im Durchschnitt bei 25 Euro monatlich liegt. Die Wüstenrot Bank verteidigt ihr Produkt. "Für die Eltern besteht volle Kostenkontrolle, da die Visa-Prepaidkarte aufgeladen werden muss und nicht überzogen werden kann", so Banksprecher Rainer Christian Rudolf. Das sei ein sinnvolles Instrument, um den Umgang mit Geld zu üben.