Düsseldorf. Nach der gescheiterten Tengelmann-Rettung soll nächste Woche die Zerschlagung beginnen. Die größten Verluste schreibt die Kette in NRW.

Die Verhandlungen zur Rettung der Mülheimer Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann sind gescheitert. Das teilten Inhaber Karl-Erivan Haub und Edeka-Chef Markus Mosa am Abend mit. Das Unternehmen mit seinen rund 15.600 Beschäftigten und mehr als 400 Filialen steht nun vor der Zerschlagung.

„Leider müssen wir davon ausgehen, dass für zahlreiche Filialen kein Supermarktbetreiber gefunden werden kann“, sagte Haub. „Deshalb steht eine große Zahl von Mitarbeitern vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze.“ Er habe die Geschäftsführung von Kaiser’s Tengelmann beauftragt, in umfassende Sozialplanverhandlungen einzutreten.

Rewe-Chef sieht Schuld Tengelmann und Edeka

Zwei Jahre lang hatte der Familienkonzern Tengelmann versucht, die rote Zahlen schreibende Supermarktsparte an Edeka zu verkaufen. Zunächst untersagte das Bundeskartellamt die Fusion. Dann stoppte das Oberlandesgericht Düsseldorf die Sondererlaubnis von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) vorläufig. Am Donnerstag scheiterte nun auch der letzte von der Gewerkschaft Verdi moderierte Versuch, die Konzerne Rewe, Markant und Norma davon zu überzeugen, ihre Klagen zurückzuziehen, um die Übernahme durch Edeka doch noch zu ermöglichen.

„Die Gespräche über die Zukunft von Kaiser’s Tengelmann sind gescheitert. Karl-Erivan Haub und Markus Mosa haben sich auf Kosten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kaiser’s Tengelmann verspekuliert und die große Chance vertan, die Arbeitsplätze bei Kaiser’s Tengelmann zu sichern“, erklärte Rewe-Chef Alain Caparros.

Große Zahl von Arbeitsplätzen in Gefahr

Edeka und Tengelmann hätten auch nach den beiden Handelsgipfeln, bei denen eine Lösung gefunden werden sollte, „kein ernsthaftes, überprüfbares und rechtlich umsetzbares Angebot“ vorgelegt, so Caparros. Weil es keinen „fairen Interessenausgleich“ gegeben habe, könne Rewe seine Klage gegen die Übernahme durch Edeka nicht zurückziehen, erklärte der Rewe-Chef und erneuerte sein Angebot, Kaiser’s Tengelmann als Ganzes zu übernehmen.

Edeka-Boss Mosa seinerseits machte den Rivalen Rewe für das Scheitern verantwortlich: „Edeka war zu extrem weiten Zugeständnissen bereit, um der Belegschaft von Kaiser’s Tengelmann ab sofort eine sichere Zukunft zu bieten“, sagte Mosa. Die bevorstehende Zerschlagung von Kaiser’s Tengelmann soll nun offenbar in NRW beginnen. Das hatte Haub bereits im September angedroht. In der Region schreibt die Kette die größten Verluste. Es wird befürchtet, dass ein Großteil der 4000 Arbeitsplätze an Rhein und Ruhr gefährdet sind.

Bundeskartellamt könnte noch mal mitreden

Das Kartellamt hatte sich gegen die vor zwei Jahren vereinbarte Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka ausgesprochen. Gabriel hatte dieses Veto mit seiner Ministererlaubnis ausgehebelt, die Rewe, Markant und Norma vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf angefochten hatten. Ende 2015 verfügte Kaiser’s Tengelmann noch über 446 Märkte, 133 davon in Berlin. Mittlerweile dürften es weniger sein. Sollten im Zuge eines Kompromisses zur Ministererlaubnis Märkte an Rewe oder Markant fallen, hätte das Bundeskartellamt ein Wort mitzusprechen.