Stockholm/Berlin. Im Alltag geht fast nichts ohne Verträge. Für die Theorie zu ihrer Optimierung erhielten zwei Forscher jetzt den Wirtschaftsnobelpreis.

Oliver Hart nahm erstmal seine Frau in die Arme. Dann weckte er seinen Sohn. Den 68-jährigen US-Ökonom erreicht der Anruf vom Nobelpreiskomitee aus Schweden noch im Bett. Gemeinsam mit dem Finnen Bengt Holmström gewann Hart die Auszeichnung für seine Forschung zu komplizierten Verträgen.

„Verträge sind ganz fundamental, wir sehen sie überall in der Gesellschaft“, sagte der Vorsitzende des Nobelkomitees, Per Strömberg, in Stockholm. Die von den beiden Preisträgern entwickelten Theorien helfen Firmen etwa dabei, die Gehälter von Top-Managern festzulegen, oder zu entscheiden, wann eine Privatisierung von staatlichem Eigentum Sinn macht.

Hilfen für Schulen und Gefängnisse

Mitte der 80er-Jahre untersuchte Hart mit sogenannten unvollständigen Verträgen die Grauzone von Vereinbarungen. Weil ein Vertrag nie wirklich alle Situationen berücksichtigen kann, ging es Hart darum, zumindest die Entscheidungsrechte zwischen den Vertragsparteien für solche unklaren Situationen vertraglich festzulegen.

Harts Erkenntnisse hätten auf das Verhältnis zwischen „Eigentümerschaft und Leitung von Firmen neues Licht geworfen“, so die Jury. Seine Erkenntnisse würden heute neben den Wirtschaftswissenschaften auch in der Gesellschafts- und Politikwissenschaft genutzt. Auch habe er mit seinen Arbeiten zur besseren Bewertung von möglichen Firmenfusionen oder der Privatisierung staatlicher Organisationen wie Gefängnissen oder Schulen beigetragen.

Wirtschaftspreis keine Idee von Alfred Nobel

US-Professor Oliver Hart
US-Professor Oliver Hart © dpa | Cj Gunther

Holmström, der früher bei Nokia arbeitete, zeigt mit seiner Forschung auf, wie etwa die Eigentümer einer Firma einen optimalen Vertrag mit einem Geschäftsführer ausformen können. Dabei geht es um die Ausgewogenheit zwischen Anreizen wie einem Bonus und einem möglichst geringen Risiko für die Firma.

Die beiden Ökonomen, die an US-Spitzenuniversitäten lehren, teilen sich ein Preisgeld von rund 830.000 Euro. Anders als die klassischen Nobelpreise geht der Wirtschaftspreis nicht auf das Testament des schwedischen Dynamit-Erfinders Alfred Nobel zurück. Die schwedische Reichsbank stiftete den Preis 1968 nachträglich, um bedeutende Ökonomen zu würdigen.