Berlin. Das deutsche Hotel-Vergleichsportal HRS listet jene Unterkünfte höher, die zusätzliche Provision zahlen. Reisende merken davon nichts.

Im August 2016 klingelt das Telefon eines Hoteliers in Nordrhein-Westfalen. Ein Mitarbeiter der Hotelbuchungsplattform HRS ruft an mit einem Vorschlag: Der Hotelier solle HRS für ein Wochenende nicht 15, sondern 19 Prozent des Zimmerpreises als Provision überweisen. Dafür stehe sein Hotel dann weiter oben in der Liste seiner Stadt. Er solle damit das Ranking seines Hotels „boosten“, verspricht HRS. Ein Angebot, das HRS etlichen Hotels machte, wie das unabhängige Recherchezentrum Correctiv.org herausfand.

Doch von solchen „Boostern“, von höheren Provisionen und von einer gekauften Platzierung, erfährt der Nutzer der bekannten Hotelplattform nichts. Hinweise auf diese Praxis sind für die Nutzer der Empfehlungen nicht zu erkennen und auch nicht in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen enthalten.

Verbraucherzentrale sieht unlauteren Wettbewerb

Grundsätzlich müsse eine bezahlte Platzierung deutlich als Werbung gekennzeichnet werden, um nicht gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) zu verstoßen, sagt Philip Scholz, Sprecher des Bundesjustizministeriums. Ob in diesem Fall gegen das Gesetz verstoßen wurde, könnten letztlich nur Gerichte klären. Im Gesetz heißt es, dass „unlauter handelt, wer den kommerziellen Zweck einer geschäftlichen Handlung nicht kenntlich macht (...) und das Nichtkenntlichmachen geeignet ist, den Verbraucher zu einer geschäftlichen Entscheidung zu veranlassen, die er andernfalls nicht getroffen hätte.“

Darunter fällt aus Sicht der Verbraucherschützer auch, heimlich Geld zu nehmen, um ein Produkt in einer Rangliste höher zu platzieren. „Provisionen sind ausschließlich legitim für die Vermittlung, aber nicht für das Erkaufen von Rankings“, teilt der Bundesverband der Verbraucherzentrale mit.

„Ranking Booster“ seit 2011 im Einsatz

Den Einsatz der Technik bestreitet HRS nicht. Unternehmenssprecherin Britta Schumacher teilte auf Anfrage mit, dass der „Ranking Booster“ von den Hoteliers „gut angenommen“ würde. Genaue Zahlen wollte sie nicht nennen, diese seien Betriebs- und Geschäftsgeheimnis. Im Einsatz ist der Booster seit 2011, als HRS das Hotelbuchungsportal hotel.de übernommen hatte.

Dass ausschließlich über die Nutzung des Ranking Boosters ein Spitzenplatz in der Leistung erreicht werden könne, entspreche nicht den Tatsachen, teilte HRS dieser Redaktion mit. „Der Ranking Booster ist nur einer von vielen Faktoren, die Einfluss auf das Ranking nehmen.“ Dazu gehörten auch flexible Buchungsbedingungen, hohe Kundenzufriedenheit und das Preis-Leistungs-Verhältnis. Hotels, die den Ranking Booster nicht nutzen möchten, würden nicht benachteiligt. Die Verbraucherzentrale rät Nutzern, die Ranglisten selbst zu ordnen, etwa nach dem günstigsten Preis oder nach Gästebewertungen.