Frankfurt/Main. Das Geldvermögen der privaten Haushalte ist weltweit deutlich gewachsen. Im vergangenen Jahr lag so viel auf den Konten wie noch nie.

Weltweit sind die Geldvermögen der privaten Haushalte deutlich gewachsen. Die Schulden abgezogen, stiegen die Geldvermögen in den 53 reichsten Ländern 2015 um 5,1 Prozent. Dennoch sagen die Volkswirte des Versicherungskonzerns Allianz, die die Studie „Global Wealth Report“ vorlegten: „Die besten Jahre sind vorbei.“ Denn in den drei vorangegangenen Jahren waren die Netto-Geldvermögen noch zweistellig gewachsen. Immerhin kam 2015 mit 116 Billionen Euro weltweit ein Rekord im Netto-Geldvermögen zusammen.

Pro Kopf besaß statistisch jeder 23.330 Euro. Die Deutschen kamen auf 47.681 Euro pro Kopf, Platz 18 unter den reichsten 20 Ländern – wie auch schon im Jahr 2000. Diese Stabilität hatten andere Euroländer nicht. Italien etwa ist in dieser Zeit um neun Plätze abgerutscht. Frankreich verlor sieben Ränge, auch wenn beide Länder mit einem Netto-Geldvermögen von pro Kopf rund 53.500 Euro reichere Einwohner haben als Deutschland.

Schweiz und USA liegen auf Platz 1

Dass Deutschland in der Rangliste nicht automatisch nach oben gerutscht ist, hängt damit zusammen, dass neue reiche Länder dazugekommen oder im Rang gestiegen sind: Taiwan etwa, Singapur, auch Schweden und Dänemark. Ganz oben bleiben unangefochten die Schweiz und die USA. Deren Einwohner besitzen knapp das Vierfache des Geldvermögens der Deutschen, die Schweizer etwa 170.590 Euro.

Das liegt aber vor allem an der unterschiedlichen Altersvorsorge: Während die Amerikaner Geld sparen müssen, um davon im Alter zu leben, ist dafür in Deutschland in hohem Maße die staatliche Rentenversicherung zuständig. Die aber funktioniert ohne gespartes Geld, weil die aktuellen Beitragszahler die Renten der Pensionäre aufbringen.

Und Deutschland liegt wegen der Einheit auf Rang 18: „Es sind 16 Millionen Menschen dazugekommen, die ein sehr geringes Netto-Geldvermögen besaßen. Und insofern hat das die Werte gedrückt“, sagt Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz. Der Vermögensbildungsprozess in den ostdeutschen Bundesländern komme zwar gut voran, bewege sich aber immer noch auf niedrigerem Niveau als im Westen. „So etwas dauert eben Jahrzehnte und Generationen.“

Mittelschicht besitzt 40 Prozent des gesamten Vermögens

Das zeigt sich auch bei der Vermögensverteilung. Die Mittelschicht verfügt hierzulande nur über 40 Prozent des gesamten Geldvermögens. Der größere Rest gehört den reichsten zehn Prozent der Bevölkerung. Auch hier wirke die deutsche Einheit nach, sagt Heise. Die 16 Millionen Ostdeutschen wüchsen langsam aus den unteren Vermögensklassen hoch.

Was würde helfen? Den Vermögensverwaltern der Allianz würde es schon genügen, wenn die Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank ein Ende hätte. Und die Vermögen dann wieder aus sich heraus mit Zins und Zinseszins wachsen könnten. Auch sollten die Deutschen ihr vorsichtiges Sparverhalten aufgeben. Sie hätten zuletzt 40 Prozent ihres Geldvermögens mit Verlusten bei den Banken geparkt. Hätten sie nur ein Viertel davon auf Aktien verteilt, hätten sie, so rechnet die Allianz vor, rund 200 Milliarden Euro Vermögenseinnahmen zusätzlich erzielen können.